Abbildung 86
„Brahma – personifizierte Ursache der Welt“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Brahma, der Superpulsar der Weltschöpfung, ist die erste Gestalt des Merkmallosen. Als erster der hinduistischen Götter bildet er mit Vishnu und Shiva eine Trinität. Sie sind Symbole für die mächtigsten Energien im Kosmos. Auf dem nebenstehenden Bilderrätsel ist Brahma in meditierender Haltung abgebildet. Er hat vier Gesichter und trägt drei Kronen. In seinen vier Händen hält er jeweils einen Rührlöffel, ein Schriftstück, einen Kranz mit Zeitperlen und einen Krug. Um seinen Hals hat der Künstler eine Kette aus Lotosblumen gelegt aus denen kleine Flammen hervorsprießen.
Die drei Kronen stehen für die alles beherrschenden Schwingungsträger „Akascha, Äther und Ether“. Ihnen wohnen die drei Eigenschaften „Aktivität, Erkennen und Beharren“ inne wie der Milch der Butterseim, heißt es in den Brahmabindu – Upanishaden. Die vier Gesichter entsprechen den vier Gesichtspunkten unter denen man einen Tag des Brahma betrachten kann: Dem Weltenmorgen -mittag und -abend und der Weltennacht. Wie bei unseren Tageszeiten, so ist das Bewusstsein der Wesen in diesen Weltperioden entweder erwachend, erwacht, ermüdet oder schlafend.
Die Arme und Hände stehen symbolisch für Brahmas Handeln. Dadurch erzeugte er vier grundlegende Dinge:
Das Quirlen oder Verwirbeln der Wasser des Raumes. Dieser Verwirbelungsmechanismus wird hier durch den Rührlöffel symbolisiert.
Die Sarasvati, die Göttin Sprache, Rede. Sarasvati bedeutet „die Wässrige“. Sie ist das Sinnbild für die gewellte Seinsweise der Wasser des Raumes, die Welt. Denn nach dem Verständnis der Alten ist der ganze Kosmos nur Ton, Rede („Am Anfang war das Wort“). Physikalisch die sinnenthaltende, zweckgerichtete Schwingung die Weltsein und Leben ausmacht. Dieser Sachverhalt wird hier durch das Schriftstück versinnbildlicht.
Die Abfolge der Zeit die sich aus Anus zusammensetzt. Ein Anu ist die kleinste nachweisbare Schwingung. Ihre Bewegung von einer Stelle zur nächsten das kleinste Zeitmoment. Dieser Ablauf, die konzertierte Aktion von Beweger, Bewegtem und Medium in Einem, wird im Rigveda Kala genannt. Das Wort ist von „kel“, treiben, jagen, abgeleitet und bedeutet wörtlich der Treiber.
Die Fülle von Weltsein und Leben. „Seine Fülle gießt Kala vielfach in das Weltall aus, … wie eine Wasserträgerin ihren Krug“, heißt es in den Upanishaden. Das symbolisiert der Krug.
Introvertiert mit gekreuzten Beinen meditieren bedeutet, dass Brahma - physikalisch der Superpulsar der Weltschöpfung - als Ganzes seinen Ort nicht wechselt und alles Geschehen in seinem Inneren abläuft. Die Lotosblüten an der Kette um seinen Hals sind Sinnbilder für die „Erkennenden Selbste“, die Purusas im Kreislauf ihrer Wiedergeburten in der Welt des „Erkennbaren“.