Teil III: Wissen in früherer Zeit
Naturvölker, Philosophen, Alchimisten
Die Priester zur Zeit der Pharaonen waren kluge, gelehrte Leute. Wer seinerzeit in der „Alten Welt“ etwas auf sich hielt und „in“ sein wollte, pilgerte in das mysteriöse Land am Nil um sie um Rat zu fragen. Ob Christen, Gnostiker oder Neoplatoniker, die Philosophen der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung beanspruchten alle ihren Teil an der „Antiken Weisheit“ der Ägypter und beriefen sich auf die „geheimen“ Kenntnisse ihrer Priester. Diese waren in das Mysterium der Weltentstehung eingeweiht und wussten vom Äther und dem darin wirksamen Verwirbelungsmechanismus. Sicher kannten sie auch Möglichkeiten ihn für ihre Zwecke einzusetzen.
Chnum, der Schöpfer und Töpfergott der Ägypter
Sie verehrten ihn in ihrem Schöpfer und Töpfergott „Chnum“. Sein Symboltier war der Widder. Das Wachsen seiner beiden wuchtig rechts und links gedrehten Hörner war bestens geeignet, die Wirbelbildung zu veranschaulichen.
Abbildung 57
Links: „Tierkreiszeichen Widder“
Rechts: „Wetterwirbel“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Der Widder mit seinen wuchtig gedrehten Hörnern war für die ägyptischen Priester das Symbol für den Verwirbelungsmechanismus. In ihrem Töpfergott „Chnum“ verehrten sie ihn als den Schöpfer der Menschen. Der abgebildete Wetterwirbel veranschaulicht sehr schön, warum sie einen Wirbel mit einer Töpferscheibe verglichen.
Abbildung 58
„Widder mit ausgewachsenem Gehörn“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Dem männlichen Schaf wächst mit der Zeit ein mächtiges Gehörn das an eine Spirale oder einen Wirbel erinnert. Darum war der Widder für die ägyptischen Priester unter anderem auch das Symbol für den Verwirbelungs-mechanismus.
Abbildung 59
„Chnum als Widder mit waagerechtem Gehörn“
Quelle: Tempel von Elephantine
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Chnum, ursprünglich Chnumu - was vermutlich „Widder“ bedeutet - ist der Name eines sehr alten und angesehenen Gottes im antiken Ägypten. Bis in das frühe Alte Reich wird er in der Gestalt seines Tieres verehrt. Später stellte man ihn auch als Mann mit Widderkopf dar. Dabei stand die afrika-nische Schafrasse „ovis longipes palaeoaegyptiacus“ Pate. Sie starb schon zu Beginn des Neuen Reichs aus. Ihre Widder hatten horizontal gedrehte Hörner die in der Symbolik auch wellenförmig abgebildet wurden.
Die Eingeweihten gingen davon aus, dass es ohne den Verwirbelungsmechanismus weder im Mikrokosmos Elementarteilchen, noch im Makrokosmos Himmelskörper gibt. Das gilt auch für die Theorien unserer Wissenschaft. Aus ihrer Sicht wirbelt aber nur die Materie, deren Wesen sie bis heute nicht ergründen konnte. Nach dem Weltbild der ägyptischen Priester wirbeln die „Wasser des Raumes“, von denen der Äther nur eine Zustandsform ist. Tatsache ist, dass ohne Wirbelbildung keine Atomarteilchen, Planeten, Sonnen und Milchstraßen entstehen.
Darum war dieser fundamentale Mechanismus für die Wissenden der damaligen Zeit die
Hauptursache für das Dasein von Weltsein und Leben. Als Schöpfer der Welt und Urheber des Lebens brachte man ihm am Jahresfest der Geburt aller Wesen die Töpferscheibe dar, auf der er sie alle
gebildet hatte. Dass die Priester hinter dem Widdersymbol Symbol tatsächlich den „Verwirbelungs-Mechanismus“ verehrten, kann man vielen alten ägyptischen Inschriften entnehmen. So befinden sich z. B.
auf den Säulen des Tempels von Esne in Oberägypten einige religiöse Texte, die sich auf diesen Widder-, Töpfer- und Schöpfergott beziehen. Dort heißt es unter anderem:
„Gruß dir, „Chnum-Re“, Herr von Esne, der du die Urgötter (Urkräfte) zur Welt brachtest, großer Gott, der du ganz am Anfang entstandest, herrlicher Widder vom ersten Mal. Bildner der Bildner, Vater
der Väter, Mutter der Mütter, der die Wesen von oben machte und die Wesen von unten erschuf, der heilige Widder, der die Widder machte. Chnum, der die Chnum-Götter machte, mit kraftvoller Hand,
unermüdlich, so dass es keine Arbeit gibt, die ohne ihn vollbracht wird.
Er schuf die beiden Länder (die zwei Welten Himmel u. Erde), trennte die Landschaften
(die beiden Welten mit ihren besonderen Eigenschaften), befestigte die Berge und machte die Städte. Er hat die Menschen auf der Töpferscheibe gebildet. Er kommt zur rechten Zeit, um allen Leben zu
spenden, die auf seiner Scheibe entstanden. Er machte das Kraut, um alle Tiere zu erhalten. Er schuf die Lebensgrundlage für alle Lebendigen. Er hat den Himmel gemacht bis zum heutigen Tage, der
vollkommene Gott aus unvordenklichen Zeiten.
Der das Land mit seinen Wohltaten anfüllt. Schicksal und Unterhalt stehen ihm zu Diensten. Wasser und Wind stehen ihm zu Diensten und was aus seinem Munde hervorgeht, leidet keinen Verzug. Er ist der
Urheber von Allem, denn es ist kein Werk, bei dem er fehlte. „Chnum-Re“, du bist der Meister der Töpferscheibe, dem es gefällt, auf der Töpferscheibe zu bilden. Der wohltätige Gott, der das Land
belebt. Der die Keime der Erde (Ausgangsgebilde oder Frühstadium der Materie) miteinander in Berührung bringt. Der vielgeliebte Widder, der schuf, was ist und noch nicht ist. Du bist der ehrwürdige
Gott, der im Anfang entstand. Der geheimnisvolle Gott, dessen Gestalt man nicht kennt.“
Amun, der Verborgene, die Ursache aller Ursachen
Die Ägypter kannten viele Götter und Chnum war nur einer davon. Alle waren Symbole, hinter denen die Eingeweihten physikalische Sachverhalte
aus ihrem Weltbild verbargen. Chnum war auch nicht der höchste Gott, sondern nur einer von vier gleichwertigen, von denen jeder ein fundamentales Grundprinzip symbolisierte. Aber alle entstandenen
Götter waren nur Wirkungen von „Amun“, dem Verborgenen, der „Ursache aller Ursachen“, die selbst keine Ursache hat und daher auf nichts zurückgeführt werden kann. Eine absolute Singularität. Eine
Seinsweise die keine Gestalt hat. Die immer war, immer ist und immer sein wird, ob da ein Universum ist oder nicht. Die in der überlieferten Symbolik zu allen anderen Göttern im selben Verhältnis
steht, wie ein wahrer Herr zu seinen Knechten, der ja selbst gar nichts tut und durch seine Untergebenen dennoch alles schafft.
Das so etwas möglich ist sehen wir am Beispiel „Geld“. Obwohl wir sagen Geld arbeitet, tut es tatsächlich nichts, sondern schafft nur durch sein Vorhandensein, weil alle
Menschen danach streben. Damit will ich nicht unterstellen, dass Geld Gott ist, obwohl sich viele Menschen so verhalten. Wie man dem oben abgedruckten Text unschwer entnehmen kann, verehrten die
Eingeweihten Priester in Chnum keinen Urahn der Schafböcke, die auf ihren Wiesen weideten. Ihre große Hochachtung galt der Gesetzmäßigkeit durch die sich Wirbel und ganz besonders Gravitation
erzeugende Ätherwirbel bilden.
Abbildung 61
„Chnum als Mischwesen“
Quelle: Tempel von Elephantine
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Diese Abbildung zeigt Chnum als Mischwesen mit Löwenleib und Widderkopf. Der Löwe ist das Symbol für den „Ich Bin“, den Schaukraftträger. Am Anfang der Weltwerdung für die „Ichbinheit“ als Kollektiv, später für die Schaukraftträger in allen Wesen. Die waagerechten wellenförmigen Hörner am Widderkopf stehen für Welle oder Schwingung. In diesem Symbol sind als erstes die vier Grundschwingungsarten zusammengefasst. Und zwar auf der einen Seite Querwelle und Wirbel und auf der anderen Längswelle und Pulsar. Darum wird das Wesen von Chnum in alten Texten als eine Vereinigung von vier Göttern beschrieben. Zum anderen sind mit den Widderhörnern auch jene seelischen Bewegungen gemeint die in den Lebewesen Schaukraft und Ichbewusstsein erzeugen.
Abbildung 62
Schöpfungsrelief am Hathortempel zu Dendera
Links: Schöpfergott „Chnum“ (Verwirbelungsmechanismus)
Mitte: „Heka-pa-chered“, Kindgott,
der werdende Mensch (Erstgeborene)
Rechts: „Heket“, Göttin „Lebenskraft“
die in dem neuen Menschen atmet.
Quelle: Nicht bekannt
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
In der Symbolik ist die Töpferscheibe das Werkzeug mit dem Chnum am Anfang der Weltwerdung die „Wesen von oben (in der Himmelswelt) machte und die Wesen von unten (in der materiellen Welt) erschuf.“ weiterlesen
Die Cheopspyramide – ein Bauwerk voller Rätsel
Eine andere Frage ist, warum die Erbauer der drei Pyramiden einen solchen Aufwand trieben? Warum gibt es in den Steinkolossen Gänge, die
nirgendwohin führen? Neuste Entdeckungen und Berechnungen beweisen, dass es etwas mit den Sternen zu tun hat. So stehen die drei Pyramiden von Gizeh nicht ganz in einer Reihe. Die kleinste ist ein
wenig versetzt. Warum das so ist zeigt uns der Gürtel des Orion. Er besteht aus den drei Sternen Alnitak, Alnilam und Mintaka. Die ersten beiden sind größer als der dritte, und dieser tanzt ein wenig
aus der Reihe. Er liegt oberhalb der Verbindungslinie zwischen den beiden größeren. Wenn man so will, spiegelt sich der Gürtel des wichtigsten ägyptischen Gottes in den drei größten Pyramiden des
Landes wider. Er bekam sozusagen sein Abbild auf der Erde.
Ein Indiz für die Orion-Theorie sind die so genannten Luftschächte in der Großen Pyramide. Zwei gehen von der Königskammer aus und münden im Freien. Allerdings glaubt niemand mehr, dass sie der
Belüftung dienten, dazu sind sie zu kompliziert. Zwei andere führen von der darrunterliegenden Kammer nach oben. Es sind blinde Gänge, denn sie durchstoßen nicht die Außenwand. Diese Schächte hat der
deutsche Ingenieur Rudolf Gantenbrink mit einem kleinen Roboters vermessen und konnte so die Neigung der Schächte exakt bestimmen.
Mit diesen Angaben und einem Astronomie-Computerprogramm verfolgte der
ägyptisch-französische Ingenieur Robert Bauval den Weg eines imaginären Lichtstrahls. Dabei kam heraus, dass der südliche Schacht auf den Gürtel des Orion zeigt. Das ist ganz sicher kein Zufall. Wer
auch immer dieses Monument errichtete, hatte dafür bestimmt seine Gründe. Vielleicht wollte er ernsthaften Forschern damit zeigen, wo seine Heimat ist.
Der obere nördliche Schacht mündet im damaligen Polarsten, also im einzigen ruhenden Pol des nächtlichen Sternenhimmels. Der stand aber 10 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung an dieser Stelle. Demnach
wurden die Pyramiden etwa um 10 000 v. Chr. errichtet und es stellt sich die Frage, von wem? Das Ägyptische Reich entstand erst um 3 000 v. Chr. Auch einen Text der Klarheit schaffen könnte hat man
in keiner der drei großen Pyramiden gefunden. Die einzige Inschrift im Innern der Cheops-Pyramide ist vermutlich eine Fälschung. Wie es aussieht, waren die Pharaonen weder die Eigentümer, noch die
Erbauer der Pyramiden. Wäre es so, hätten sie bestimmt dafür gesorgt, dass die Nachwelt von ihrer großen Tat erfährt.
Abbildung 63
„Das Geheimnis der Pyramiden“
Quelle: PM-Magazin, März 1997
Urheber: Ohne Angabe
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Die Pyramiden von Gizeh: Seit Jahrtausenden stehen sie im Wüstensand. Dennoch haben sie ihre Geheimnisse bis heute nicht preisgegeben. Niemand kann plausibel erklären wann, wie und vor allem zu welchem Zweck sie errichtet wurden. Darum weiß auch niemand mit Sicherheit warum ihre Erbauer einen so unvorstellbaren Aufwand trieben. Dafür muss es aber gute Gründe geben. Leider fanden sich in den drei Pyramiden keinerlei Texte die uns darüber aufklaren. Das ist ungewöhnlich, denn wären sie im Auftrag eines Pharaos erbaut, hätte er bestimmt dafür gesorgt, dass die Nachwelt von seiner großen Tat erfährt.
Abbildung 64
„Das Geheimnis der Pyramiden“
Quell: PM-Magazin, März 1997
Urheber: Ohne Angabe
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Es gibt einen alten Papyrus der berichtet, dass „Isis" die eigentliche Herrin der Pyramiden ist. Wie zur Bestätigung mündet der blockierte Südstrahl aus der Königskammer direkt im Sirius/Sothis, dem Schoß der Isis. Diese Konstellation ergibt sich aber nur, wenn man davon ausgeht, dass der Pyramidenbau vor 10.000 Jahren stattfand. Trifft das zu, kommt kein Pharao als Bauherr infrage. Das Ägyptische Reich entstand erst um 3.000 v. Chr.
Eines steht aber fest, die Forscher die das Geheimnis der Pyramiden lüften wollen, müssen zumindest das
gleiche Wissen besitzen wie die geistigen Urheber solcher Rätsel. Wenn diese wirklich primitiver waren als wir, sollte uns das nicht schwer fallen. Dagegen würde es umgekehrt sehr viel schwieriger
sein. Da wir uns mit den hinterlassenen Knacknüssen so schwer tun, gehe ich davon aus, dass die Architekten solcher Denkmäler schon vor zehntausend Jahren im Besitz physikalischen Wissens waren, das
wir noch nicht aufweisen können.
Wie jeder sehen kann der nach Ägypten reist, erstellten sie ja in der Cheopspyramide ein Bauwerk, das in diesen Dimensionen auch mit modernster Technik von uns nicht so leicht nachgebaut werden kann.
Schon die Nivellierung der Cheopspyramide ist ein Wunderwerk an Präzision. Sie ist mit einer Akkuratesse nach Norden ausgerichtet, die zwanzigfach genauer ist als ein Winkelgrad. Das ist genauer als
der Polarstern im Norden steht. Angesichts des riesigen, 147m hohen Steinhaufens, der eine Basislänge von 230m hat, eine beachtenswerte Leistung.
Selbst mathematische und astronomische Kenntnisse müssen den Baumeistern der Pyramide bekannt gewesen sein. Multipliziert man die Höhe der Pyramide mit einer Milliarde, so erhält man die annähernde
Distanz von Erde - Sonne, die ca. 149.530 Millionen Kilometer beträgt. Bei der Exaktheit, mit der die Maße der Pyramide beim Bau realisiert wurden - sie war einst exakt 146,7m hoch - könnte man
beinahe annehmen, dass zur Zeit des Pyramidenbaus die Erde ein wenig näher die Sonne umlief. Allerdings gibt es dafür keinerlei Anhaltspunkte.
Was sich nicht leugnen lässt, sind die mathematischen Kenntnisse. Dividiert man die Grundfläche der Pyramide durch die doppelte Höhe, so erhält man die berühmte Zahl „Pi 3,1416“. Die Erklärungen, die
moderne Pyramidenforscher für diese erstaunliche Tatsache parat haben, überzeugt nicht. Zu offensichtlich wird dabei „Kommissar Zufall“ bemüht, um das Bild von den keulenschwingenden Vorfahren
aufrecht zu erhalten. Auch in Erdkunde müssen sich die angeblich primitiven Pyramidenbauer gut ausgekannt haben. Der Meridian, der durch die Pyramide läuft, teilt Meere und Kontinente der Erde in
zwei genau gleiche Hälften.
Die Cheopspyramide wurde geröntgt
Noch viele solcher Fakten ließen sich hier anführen bei denen man sich nicht vorstellen kann, dass die Meister dieser Werke die einfachen
Menschen waren, die nach den archäologischen Funden seinerzeit überall die Erde bevölkerten. Nur eine Tatsache sei noch erwähnt. Sie ist deshalb so interessant, weil bis heute niemand ihre Ursache
kennt. Um in der in Cheopspyramide nach Hohlräumen zu suchen, baute die Universität in Kairo mit amerikanischer Unterstützung einen hochempfindlichen Strahlendetektor in ihrem Inneren auf. Er sollte
kosmische Partikel aus dem Universum aufzeichnen. Damit man die Daten speichern und auswerten konnte, war die Anlage an einen leistungsfähigen Computer angeschlossen.
Wenn Partikel Hohlräume durchdringen erreichen sie ihr Ziel schneller als solche, denen Gemäuer den Weg erschwert. Aufgrund dieses Naturgesetzes wollte man mit dem Detektor die Pyramide
durchleuchten, wie der Röntgenarzt unseren Körper. Aber wie man sich auch mühte, der Computer lieferte statt der erwarteten Daten völlig irre Resultate. Niemand konnte die vom PC ausgegebenen
Ergebnisse mit den bekannten Naturgesetzen in Einklang bringen. Da man ein Versagen des Rechners befürchtete, wurde der Versuch später wiederholt. Doch auch er verlief negativ. Der Leiter des
Experimentes, Dr. Amr Gohed sagte zu Reportern der TIMES: „Wissenschaftlich ist die Sache unmöglich. Was im Innern der Pyramide vor sich geht, widerspricht allen bekannten Gesetzen der Physik und
unserer Elektronik!“
Ganz sicher war hier keine Zauberei im Spiel. Die Wissenschaftler standen in diesem Fall nur deshalb vor einem unlösbaren Rätsel, weil es in ihrem Weltbild kein Trägermedium für die
Elektromagnetischen Wellen gibt. Das mit 24facher Schallgeschwindigkeit von Ost nach West durch den pyramidenförmigen Steinhaufen strömende Medium fließt im oberen Bereich des sich verjüngenden
Bauwerk schneller als im unteren. Dadurch wird es umgebogen. Beobachten kann man dieses Phänomen, wenn fließendes Wasser über ein Hindernis strömt. Dann wird ein Teil des Wasserstromes gebremst,
sodass der ungebremste schneller ist und hinter dem Hindernis nach innen fließt. Dadurch bilden sich viele kleine und große Wirbel die man stromabwärts noch lange verfolgen kann. Das Gleiche
geschieht auch mit dem Teil des Trägermediums der Elektromagnetischen Wellen der durch die Pyramide fließt.
Diese ist für das strömende Medium aber kein kompaktes Hindernis wie ein Kiesel für das fließende Wasser, sondern es wird von jedem einzelnen Atom aus dem sich die vielen Steine zusammensetzen
behindert, sodass sich im vorher homogenen Medium winzige elektrische Felder bilden. Die Folge ist, dass die einfallenden Partikel aus dem Weltraum beim Durchdringen dieses Labyrinths ihr Verhalten
ständig ändern. Das wird vom Messgerät registriert und es zeigt Werte an die man mit dem vorherrschenden Weltbild nicht erklären kann.
Es fällt mir schwer, zu glauben, dass die Architekten der Pyramide nicht über das fundierte Wissen verfügten, das man aus ihrem Bauwerk herauslesen kann, oder dass die Übereinstimmung mit unseren
modernen Forschungsergebnissen nur Zufall ist. Mag sein, dass man da geteilter Meinung sein kann. Wie ist es aber mit Sachverhalten, die nur mit hochmoderner Technik zu erforschen sind? Auch solche
Forschungsergebnisse wurden schließlich von uralten Überlieferungen vorweggenommen.
Das Wissen der Dogon – Neger
So entdeckten Astronomen z.B. vor gut einhundert Jahren, dass der Hauptstern des großen Hundes ein Doppelstern ist, aber die Dogon - Neger in
der westafrikanischen Republik Mali wussten das schon vor undenklichen Zeiten. Das hat der Wissenschaftler G. Temple nachgewiesen. Weil „Digitaria“ - so taufte man den Begleiter des „Sirius“ - den
hellsten aller Fixsterne in sehr engen Bahnen alle fünfzig Jahre einmal umrundet, ist er nur mit äußerst empfindlichen optischen Instrumenten aufzuspüren. Man fragt sich mit Recht, wie die Dogon -
Neger lange vor unserer Wissenschaft an dieses Wissen gelangen konnten.
Von Zufall kann hier sicherlich keine Rede sein, denn die Dogon - Neger wussten nicht nur von seiner Existenz, sondern kannten auch Position, Umlaufzeit und die Stärke seines Gravitationsfeldes. Sie
feiern noch heute - analog dem Umlaufrhythmus des „Digitaria“ - alle fünfzig Jahre das sog. „Siguifest“. Dabei werden alle geistigen und materiellen Opferbestandteile dem „Digitaria“ gesandt, der
immer unsichtbar blieb, und von dem man doch immer wusste. Wenn man bedenkt, dass nur ein geringer Prozentsatz unserer zivilisierten Zeitgenossen in der Lage ist, auf Befragen die neun großen
Planeten unseres Sonnensystems in richtiger Reihenfolge zu benennen, ist das eine beachtliche Leistung.
Bierbrauen und Antibabypille sind nichts Neues
Aber auch ganz simple Dinge wie die Kunst des Bierbrauens oder die Herstellung einer „Anti-Baby-Pille, sind keine so modernen
Errungenschaften, wie wir denken. Wussten Sie, dass es keinen Erfinder des Bieres gibt? Es gab nur einen Forscher namens „Blau“, der vor etwa einhundert Jahren eine Tontafel entdeckte, auf der schon
in Keilschrift über die edle Kunst der Herstellung des so begehrten Gerstensaftes berichtet wurde. Dieses Keilschriftdokument aber stammt aus dem dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Es gibt
Kunde von der Braukunst der „Sumerer“, bei denen schon vor fünftausend Jahren Bier durch durstige Kehlen floss, um den nebulösen Bewusstseinszustand in sich herbeizuführen, den wir nach dem Entdecker
der Tontafel tauften.
Was die Anti-Baby-Pille anbelangt, so behauptet die Indiofrau Marana: „Die Pille mit dem Extrakt einer Lilienpflanze hat die moderne Wissenschaft von uns übernommen. Bevor sich die zierliche
Indiofrau mit den langen schwarzen Zöpfen in ihrer Hütte zum Schlafen legte, schluckte sie eine Kräutermischung als Antibabypille, die ihr der Medizinmann zubereitet hatte. Das war schon vor mehr als
tausend Jahren!“ Ihr großer Bruder Emuru ergänzt: „ Unsere Ahnen trugen schon feinste Lederkleidung. Und die Kartoffeln, Tomaten und Erdbeeren, die sie so gerne essen, das haben die Europäer alles
von uns.“
Die beiden müssen es schließlich wissen; denn um den Besuchern einen Einblick in die Geschichte und Tradition der südamerikanischen Indios zu geben, hat das Geschwisterpaar in Hamburg-Wandsbek
seinerzeit das Indio-Museum „Mana Kumaka“ eröffnet. Zweiflern sei ins Gedächtnis gerufen, dass erst die Spanier Mitte des sechzehnten Jahrhunderts die Kartoffel nach Europa
brachten.
Akupunktur, woher stammt das Wissen ?
Es gibt auch Überlieferungen, denen ganz offensichtlich Erkenntnisse Zugrundeliegen, die weit über unseren augenblicklichen Wissensstand
hinausgehen. Ein Beispiel dafür ist die viertausend Jahre alte fernöstliche Nadelheilkunst. Wer kennt nicht jemanden, der im Brustton der Überzeugung berichtet: „Nachdem nichts anderes mehr geholfen
hat, bin ich durch Akupunktur gesund geworden!“ Die Akupunktur als Heilmethode hat sich in kurzer Zeit weltweit durchgesetzt. Ob Heilpraktiker, einfacher Arzt oder Universitätsprofessor, sie alle
rücken den kleinen und großen Krankheiten erfolgreich mit Akupunktur zu Leibe. Sogar in vielen Universitätskliniken wird sie mit großem Erfolg praktiziert. Die Liste für eine Akupunkturbehandlung ist
lang. Sie reicht durch das ganze Alphabet. Von Arthritis und Arthrose bis zu Migräne, Unterleibsschmerzen, Wadenkrämpfe, Warzen und Zahnschmerzen.
Das Kuriose dabei ist, dass niemand sagen kann, warum die Nadeln Wirkung zeigen. Die Meridiane, die die einzelnen Einstichpunkte miteinander verbinden, sind weder mit Nervenbahnen noch mit anderen
physiologischen Systemen identisch. Trotzdem existieren am menschlichen Körper aber mehr als dreitausend Stellen, die auf Nadelung mit Schmerzfreiheit oder Heilung reagieren. Das wurde eindeutig
durch naturwissenschaftlich anerkannte Meßmethoden nachgewiesen. Es sind genau die Punkte, die den Chinesen schon seit viertausend Jahren als Akupunkturpunkte bekannt sind, und die alle mit inneren
Organen in Beziehung stehen. Auch diese Zusammenhänge, die zwischen den einzelnen Punkten der Haut und den entsprechenden Organen bestehen, hat man wissenschaftlich mit allgemein anerkannten und
nachprüfbaren Methoden festgestellt.
Nun erhebt sich natürlich die Frage, wie denn die Chinesen vor viertausend Jahren ohne die entsprechenden elektrischen Apparaturen diese Sachverhalte aufgefunden haben. Doch bestimmt nicht durch
Experimente mit Versuch und Irrtum? Die armen Delinquenten wären sicher an den Folgen ihrer Krankheit gestorben, bevor man die entsprechenden Punkte gefunden hätte, die in der Lage sind, den
Heilvorgang einzuleiten. Wie ist man vor viertausend Jahren bloß auf die Idee gekommen, einem Kranken Nadeln in die Haut zu stecken, um ihn schmerzunempfindlich zu machen oder ihn zu heilen? Bevor
man so etwas in Angriff nimmt, muss man zumindest theoretisch gute Gründe dafür haben, dass Aussicht auf Erfolg besteht. Das heißt, die Erfinder der Akupunktur mussten im Besitz eines physikalischen
Wissens sein, das unserer Naturwissenschaft noch nicht bekannt ist.
In Ermangelung dieses Wissens weigerte sich denn ja auch der Wissenschafts-Beirat der Bundesärztekammer lange Zeit hartnäckig, die Akupunktur als Teil der medizinischen Versorgung anzuerkennen. Er
tat das viele Jahre obwohl die Weltgesundheitsorganisation ihren Mitgliedern, also auch der Bundesrepublik Deutschland, genau dies immer empfohlen hatte. Die Experten der „WHO“ sahen die
schmerzstillende und heilsame Wirkung der Nadeltherapie als erwiesen an, denn der Wirksamkeitsnachweis war von Ärzten und Patienten schon seit Jahren vieltausendfach erbracht. So galt denn die
Akupunkturbehandlung in Deutschland lange als Außenseitermethode und wurde von vielen Leuten als Hochstapelei abgestempelt. In einem solchen Klima werden Thesen die nicht ins Bild passen, erst gar
nicht ernst genommen.
So erging es dem Psychologieprofessor Dr. Cyrus Lee vom Edinboro State College. Er
vertritt die These, dass die Chinesen die Akupunktur gar nicht selbst erdacht hätten. Er meint im National Enquirer, im 4. Jahrhundert v. Chr. seien dem Weisen Mo-tzu die Grundkenntnisse der
Akupunktur von einem Außerirdischen vermittelt worden. Mo-tzu habe den Himmelsboten um Unsterblichkeit gebeten. Daraufhin überreichte ihm dieser 25 Seidenrollen, dicht beschrieben mit medizinischem
Wissen. Der Fremde muss sein Fach verstanden haben. Laut Dr. Lee wurde Mo-tzu 300 Jahre alt. „Ich stütze mich dabei auf die Tatsache, dass Mo-tzu noch Jahrhunderte später als Weiser respektiert
wurde“, sagt er, und fügt hinzu: „Außerdem weiß niemand, wo Mo-tzu begraben liegt bzw. ob er überhaupt starb“.
Folgt man Dr. Lees Darstellung nicht, hat man ein Problem. Wie soll man dann erklären wie die Chinesen vor über zweitausend Jahren an ein physikalisches Wissen gelangt sind, das unserer modernen, mit
allen technischen Raffinessen ausgestatteten Wissenschaft noch nicht bekannt ist. Soviel ich weiß gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Chinesen die Punkte auf der menschlichen Haut seinerzeit
selbst gefunden haben. Es ist also wahrscheinlicher, dass Fremde den Chinesen die nötigen Kenntnisse beibrachten.
Ufonauten - „Globetrotter der Milchstraße“?
Ich vermute, dass diese Fremden „Globetrotter der Milchstraße“ waren, die auf ihren langen galaktischen Reisen auf der Erde ein wenig
Abwechslung suchten, wie die Männer der christlichen Seefahrt in einem exotischen Hafen und mit ihren Kenntnissen den damals lebenden Menschen bei ihren Problemen halfen. Diese Annahme wird durch die
Forschungsergebnissen des bekannten amerikanischen Sumerologen Zecharia Sitchin bestätigt.
Er ist Experte für altertümliche Sprachen und hat alte sumerische Dokumente eingehend
studiert. Seiner Meinung nach finden sich darin viele Hinweise darauf, dass außerirdische Besucher sich nicht nur mit den Frauen der Erde vergnügten, sondern sogar die sumerische Kultur begründeten.
Er sagt, sie erbauten Städte und haben die Sumerer in die „Geheimnisse des Himmels“ eingeweiht. Diese nannten sie „Anunnaki“. Das heißt übersetzt: „Jene, die vom Himmel auf die Erde gekommen
sind“.
Aufgrund seines gründlichen Studiums der alten Keilschrifttexte fand er außerdem heraus woher die Anunnaki kamen. Weil die Sumerer Sonne und Mond mitrechneten, glaubten sie an einen zwölften
Himmelskörper in unserem Sonnensystem. Diesen im Uhrzeigersinn weit hinter Pluto um die Sonne kreisenden großen Planeten nannten sie „Niburi“ und bezeichneten ihn als Heimat der Anunnaki. Nach
Sitchins Recherchen läuft er in einer elliptischen Bahn alle 3.600 Jahre einmal um die Sonne.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der astronomische Infrarot-Satellit „IRAS“
1983-84 einen Zehnten Planeten ortete. Daraufhin veröffentlichten die US-Astronomen Harrington und van Flandern 1992 eine Studie, derzufolge sie mit 85%iger Sicherheit von der Existenz eines zehnten
Planeten überzeugt sind. Damals schrieb Sitchin an die Planetary Society, die für die Namensgebung von Himmelskörpern verantwortlich ist, und schlug vor, diesen Planeten „Nibiru“ zu nennen.
Allerdings stieß er mit seinem Vorschlag auf wenig Gegenliebe.
Was wussten weise Männer vergangener Kulturen ?
Obwohl unsere Wissenschaft mit Nachdruck lehrt, dass unsere Vorvorderen nur primitive Barbaren waren, mit denen die Astronauten aus fremden
Welten eigentlich nicht über wissenschaftliche Themen plauschen konnten, kann man vielen überlieferten Texten entnehmen, dass die gefallenen Engel, oder die Kinder Gottes, wie sie an anderen Stellen
genannt werden, das anders sahen. Wie sonst sollten unsere Urahnen an Wissen gelangt sein, das wir uns erst durch moderne Forschung erwerben mussten.
So wird in der jüdischen Geheimlehre, im Buch „Rab Hamnuna“ der Kabbala, etwas über
unsere Erde berichtet, dass die Menschen zur damaligen Zeit eigentlich nicht wissen konnten. Dort schreibt der Autor Rab Hamnuna, der ein Zeitgenosse des großen jüdischen Weisen Simeon ben Jochai war
und um 150 n. Chr. lebte, folgendes: „Die Erde dreht sich um sich selbst. Die einen wohnen oben, die anderen unten. Alle Erdbewohner haben je nach Wohnort ein anderes Himmelsbild, das sich ändert,
ohne dass sie ihren Wohnort verändern. Ein Teil der Erde ist erleuchtet, der andere aber liegt im Schatten, so dass die einen Bewohner der Erde den Tag, die anderen die Nacht haben. Es gibt weiterhin
ein Land, wo es ununterbrochen Tag ist oder die Nacht nur ganz kurze Zeit dauert.“
Aristoteles, der von 384 bis 322 v. Chr. lebte und ein Schüler Platons war, wusste aber schon viel früher das die Erde eine Kugel ist und führte als Beweis die Gestalt des Erdschattens auf dem Mond
an. Eratosthenes, ein Landsmann und Zeitgenosse von ihm, berechnete sogar ihren Umfang. Nur weil der Abstand zwischen den Städten, die ihm als Messpunkte dienten, damals noch nicht so genau bekannt
war, wich sein Resultat einige Kilometer vom tatsächlichen Erdumfang ab.
Es waren nicht die einzigen Männer denen lange vor unserer Zeitrechnung Sachverhalte bekannt waren, die wir so gern als Errungenschaften unserer modernen Wissenschaft feiern. Die Ansicht, dass die Erde sich um ihre Achse dreht war ebenfalls schon vor Christus bekannt. Sie wurde bereits ca. 500 v. Chr. von dem Pythagoräer Hiketas und seinem Schüler Ekphantos gelehrt. Ausgehend von Pythagoras, der um 570 bis ca. 500 v. Chr. lebte, betrachteten die Pythagoräer die Erde als Kugel und suchten die harmonische Ordnung der Himmelskörper mit Hilfe ihrer Zahlenlehre zu erklären.
Der griechische Mathematiker und Physiker Archimedes, der indische Astronom und Mathematiker Aryabhata (476 bis ca. 550) und Aristarchos von Samos (um 310 bis ca. 250 v. Chr.) berechneten ihre Bewegungen seinerzeit ebenso wissenschaftlich wie die Astronomen von heute. Das heliozentrische Weltbild, auf das wir so stolz sind, war auch lange vor unserer Zeitrechnung bekannt. 250 v. Chr. stellte der griechische Astronom Aristarchos die These auf, dass die Erde um die Sonne kreist. Eine Lehre, die am Tigris von Seleucus aus Seleucia um 150 v. Chr. ebenfalls vertreten wurde.
Abbildung 65
Idealbild des Apollonius von Tyana (15- bis 100 n. Chr.)
Quelle: Kupferstich aus Jacques Boissard, „De Divinatione Magicis“, Oppenheim, o. J.
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Apollonius von Tyana stammte aus der türkischen Stadt Tyana in Kappadokien. Als Philosoph umherziehend und lehrend verbrachte er sein Leben im Römischen Reich. Er wusste schon zu seiner Zeit, dass die Erde eine Kugel ist. Darum hält er in diesem Bilderrätsel unseren Globus in seiner Hand. Die Sphinx auf dem Podest symbolisiert, dass dem Meister der Mechanismus des „Ich-Macher" bekannt war.
Abbildung 66
Idealbild des Aristoteles (384-322 v. Chr.)
Quelle: Holzschnitt aus Aristoteles cum Leonardi Aretini Commentariis, Venedig, 1516
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Der Gelehrte Aristoteles kam aus Chalkida in Griechenland. Er gehörte zu den bekanntesten Naturforschern und Philosophen der Geschichte. Schon damals war ihm u. a. bekannt, dass unser Planetensystem aus 9 Pla-neten besteht, denn er hält unseren Globus folgerichtig an die dritte Stelle der abgebildeten Sterne.
Abbildung 67
Der Astrologe Albumasar (787 bis 886 n. Chr.)
Quelle: Stiftung des Nicolas Flamel und seiner Gattin Perenella, 19. Jh.
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Albumasar war ein persischer Astronom, Astrologe und Mathematiker. Auch er hält unseren Globus in seiner Hand und zeichnet am Himmel neun Sterne. Für jeden Planeten einen. Wie viele andere weise Männer vergangener Jahrhunderte waren er, Apollonius und Aristoteles in das Geheimnis der Weltentstehung eingeweiht. Ihr Wissen gaben sie nur unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit an Schüler weiter, die langjährige Prüfungen in Bezug auf Intelligenz und Lauterkeit bestanden hatten. Für die Nachwelt und aufrecht nach Wahrheit Suchende hinterließen sie es in verschlüsselter Form.
Noch viele Beispiele ließen sich hier anführen die vom großen Wissen unserer Vorvorderen Zeugnis geben. Unser Überlieferungsgut ist voll davon. Weil viele Schriftsteller der Antike der Ansicht waren, dass die Außerirdischen die Sitten und Gebräuche der einfachen Menschen verdorben hätten, zogen sie es in der Regel vor, ihre Erkenntnisse nur in verschlüsselter Form weiterzugeben. Wo das nicht der Falle war veränderten spätere Kommentatoren ihre Schriften und machten ein Geheimnis daraus. „Sie verdarben das „Wissen“ und ertränkten es in einem Ozean von Worten“, stellte ein großer „Weiser“ schon zu seiner Zeit betrübt fest.
Geheimwissen wurde nur an Auserwählte weitergegeben
Danach wurde das ursprüngliche Wissen nur noch als Geheimlehre gehandelt und von den Eingeweihten ausschließlich an auserwählte Adepten
weitergegeben, wenn sie in Bezug auf Intelligenz und Lauterkeit langjährige strenge Prüfungen bestanden hatten. Unter Androhung grausamer Strafen schärften sie ihren Schülern am Anfang ihrer
Unterweisungen ein, ihre Wissen niemals zu verraten. Dies hat einer der wohl letzten großen Adepten, der Franzose Nikolaus Flamel (1330 bis 1480) in seinem „Buch der Hyroglyphischen Figuren“ sehr
schön aufgezeigt.
Flamel war ein Mann, dem man wegen seines plötzlichen Reichtums nachsagte, dass er aus Quecksilber Gold machen konnte. Stellvertretend für viele andere weise Männer vor ihm schreibt er in Bezug auf die Geheimhaltung der erworbenen Erkenntnisse folgendes:
„Es hüte sich ein jeder Christ, zu öffnen, was verboten ist. Er schweige stille, ist mein Rat, so hat er Ruhe früh und spät. Gott allein, der die Herzen der Menschen kennet, zeucht etliche aus seinen Knechten herfür und lieset aus, die ihm so gefällig, dass sie diese göttliche Weisheit, so dem Menschen verborgen, suchen sollen und wenn sie dieselbige gefunden, bei sich alleine behalten. Denn dies ist eine Weisheit, die ihren Herrn abhebt von dem Elend dieser Welt und führet ihn zu der Weisheit der zukünftigen Güter in jenem Leben (dem ewigen Leben).
Hievon musst du vor dem gemeinen Haufen nicht viel schwatzen, sondern sollst von Herzen gesinnet sein, alle solche Heimlichkeit bis an dein letztes Ende und in die Grube hinein verschwiegen zu halten und nichts an dir vermerken lassen, oder du bist dem Teufel in seine Macht auf allen seinen Wegen und Stegen befohlen. Verschließe deinen Mund und bestätige in deinem Herzen ganz gewiss, keinem Menschen dieser boshaftigen, undankbaren und falschen Welt, solche Geheimnisse anzuvertrauen oder teilhaftig zu machen. Denn so der Allmächtige einem anderen hätte gönnen wollen, dass er das Geheimnis entdeckt, so hätte er es ihm von sich aus und ohne dich, durch andere Mittel und Wege verleihen können und nicht an dich gelangen lassen.
Darum siehe zu, versuche Gott deinen Herrn nicht, denn er ist der, so sich nicht spotten
lässt. Sei von Herzen verschwiegen und betrachte die Strafe, der kein Mensch entrinnen kann (aufgrund der Kausalität von Ursache - Wirkung - Rückwirkung). Beherzige auch die Warnung der Paradeißtafel
am 69. Blatt, die da lautet: „Derhalben will ich alle Inhaber dieses Buches durch christliche Liebe treulich gewarnet haben, ihr wollet diese meine Paradeißtafel vor allen frevelnden, hochmütigen,
ungerechten Unterdrückern der armen Leute, hoffärtigen und dergleichen unwürdigen gottlosen Leute verbergen und in ihre Hände nicht kommen lassen, bei Strafe der ewigen Pein und eurer Seelen
Verdammnis, welches Urteil Gott über solche gesprochen hat. Das lasst euch wohl zu Herzen gehen, denn unter den Laboranten finden sich noch unartige Köpfe.
Der eine gedenket große Schlösser zu bauen, oder bei Herren und Fürsten sich in große Gunst und hohes Ansehen mit dieser Kunst (aus Quecksilber Gold machen) zu bringen. Ein anderer Prahlhans, der
vorgibt, bei seiner Arbeit Fortschritte erzielt zu haben, frohlocket über die Maßen und lässt sich ungescheut vernehmen, wenn er mit dem Werke zu gutem Ende kommen sollte, so wolle er sich zu einem
Potentaten unter den Lutheranern begeben, demselbigen soviel Gold und Silber verschaffen, damit er damit ein starkes Kriegsheer aufbringen, den Papst und alle Mönche zu verjagen und zu
vertilgen.
Oh, du schlimmer Argemist, wenn du alle Mönche mit ihrem Rocken und Stock verschlungen und alle Klöster zerstöret und viele Länder mit deinem gottlosen Kriegsvolke verheeret hättest, bildest du dir
ein, dass du deswegen mit Petro und Paulo im Himmelreich oben an sitzen und bei Gott in großen Gnaden sein wirst? Meinem Bedenken nach, irrest du sehr weit, denn du bedenkest nicht, wie viele arme
Leute, wie viele Witwen und Waisen du machen würdest, die über dich cetei mordio, Ach und Weh, Rache und Strafe schreien würden.
Aber weil Gott höret und siehet deine Absicht, lässet er dich, wenn schon dein Werk recht angefangen, das Ende nicht erleben. Denn die hochedle überschwängliche Gabe Gottes, wird dir nicht zu dem
Ende verliehen, dass du damit einen unchristlichen, heillosen, verderblichen Krieg führen sollst, sondern so du es recht willst anwenden, so findest du aller Orten viele arme Witwen und Waisen, auch
andere arme Leute, die alters halber ihr Handwerk nicht treiben, noch ihre Nahrung suchen können. Denen verschaffe Unterhalt und Nahrung.
Da sind alte Knechte und Mägde, die zwanzig, dreißig und mehr Jahre gedienet und keine
Mittel haben, eine eigene Haushaltung anzustellen. Denen strecke etwas vor, damit sie können zum Stande kommen und ihres gehabten arbeitsseligen Lebens einmal in etwas Erleichterung empfinden. Da
sind Schüler, welche gute Anlagen haben, denen aber ihre geringen Geldmittel nicht helfen, ihren Verstand und ihre Tugend zu fördern, denen magst du beförderlich sein. Denn mit einem christlichen,
verständigen, gelehrten, weisen Manne, ist einer Stadt, ja einem ganzen Lande mehr gedient, als mit einem großen Kriegsheer!“
Soweit Flamel. Wie erschreckend modern und aktuell seine Feststellungen auch heute noch sind, ist geradezu beängstigend. Zu gut erfahren wir am eigenen Leibe, wie jede neue Erkenntnis genau in diesem
negativen Sinne missbraucht wird. Müssen ohnmächtig zusehen, wie einige Adepten aus unseren modernen Hexenküchen bei ihrem „Tanz um das goldene Kalb“ um die Gunst der Mächtigen geradezu buhlen, indem
sie ihnen immer perfektere, effizientere und grausamere Tötungsmechanismen in die Hände geben.
Arbeiter in Gottes Weinberg
Was ist das nun für Wissen, dass die großen Weisen früherer Epochen so behüteten, als wenn es sich dabei um kostbare Perlen handelt und von
denen die Bibel folgerichtig gebietet: „Ihr sollt die Perlen nicht vor die Säue werfen, auf dass sie sie nicht zertreten“. Mit den Perlen ist hier das geheime Wissen gemeint, denn kein Mensch der
kostbare Perlen besitzt würde auf die Idee kommen, sie bei den Schweinen in den Mist zu schmeißen. Das muss man ihm nicht erst ausreden. Wie bei so vielen Bibelversen handelt sich auch bei diesem um
eine Metapher.
So ist es auch mit der Geschichte von „Gottes Weinberg“. Ein Gott der die ganze Welt gemacht hat, wird ganz sicher auf der Erde keine Trauben anbauen lassen um sich vom gekelterten Wein einen Rausch
anzutrinken. Der Weinberg steht hier symbolisch für die Wahrheit, die ja bekanntlich im Wein liegt. Die Arbeiter versinnbildlichen die Diener Gottes die nach ihr suchen. Generell kann man die
Arbeiter in Gottes Weinberg in zwei Gruppen unterteilen. Die Hermetiker und die Mystiker.
Abbildung 68
„Mystiker bei Vulcan“
Quelle: Michael Majer, Musaeum Hermeticum, Ausgabe Frankfurt, 1749
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Mystiker bei Vulcan, dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Er schürt sein Feuer um die Bewusst-seinswelt zu schmieden. Weil sie sich daraus befreien wollten, mussten sie wissen wie er das macht. Die omegaförmige Schlange im Glaskolben symbolisiert das ersehnte Ziel ihrer Bemühungen, nämlich das Ende der Schwingungen der seelischen Welt. Nur wenn diese Schwingungen auf der höchsten Bewusstseinsstufe vollständig zur Ruhe kommen kann sich das „Selbst“ mit dem Absoluten einen.
Hermetiker strebten nach profanem Gold
Der Hermetiker strebte nach profanem Gold und materiellen Werten, der Mystiker durch Veredelung seiner Seele nach ideellen. Um ihr Ziel zu
erreichen versuchten die Adepten der ersten Gruppe aus Blei mit der Ordnungszahl 82, oder Quecksilber mit der Ordnungszahl 80, Gold mit der Ordnungszahl 79 zu machen. Dass das grundsätzlich möglich
ist, bewies der Kernphysiker K. B. Bainbride im Jahre 1941. Durch Neutronenbeschuss entfernte er ein Proton aus dem Quecksilberatom und erhielt tatsächlich ein Goldatom. Seither stellt sich in
unserer Zeit nicht die Frage ob sich Metalle ineinander umwandeln lassen, sondern nur wie das noch möglich ist.
Abbildung 69
„Die Narrheit der Alchimisten“
Quelle: Nach Urs Graf, aus Scheible, „Das Kloster“, Stuttgart, 1845
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Weil die Hermetiker mit Kohlen arbeiteten, waren sie in den Augen der Mystiker Sudelköche. Der deutsche Theologe, Arzt, Jurist, Philosoph und Neuplatoniker Agrippa von Nettesheim (1486 bis 1535) brachte es in seinem Buch „Über die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften“ so auf den Punkt: „Alles menschliche Tun überhaupt ist Narrheit“. weiterlesen
Abbildung 70
„Der Marquis de Force - Nature“
Quelle: Kupferstich von van Sasse
Urheber: Wilhelm Koning, 1716
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Die Karikatur des Doktor Rauchmantel ist ein Pamphlet gegen die profane Alchimie. Als dieses Bild gestochen wurde war die große Zeit der Hermeten bereits vorüber. Weil sie das Wunderpulver der „Fremden die vom Himmel kamen“ nicht mehr beschaffen konnten, war jeder Umwandlungsversuch zum Scheitern verurteilt. Daher wurde die alchimistische Kunst zum Gegenstand von Spott und Witzelei. weiterlesen
Weil bekanntlich viele Wege nach Rom führen, ist es durchaus denkbar, dass die
Außerirdischen einfachere Möglichkeiten der Umwandlung kannten, die sie dann den Erdenmenschen verrieten. Die Legende weiß, dass sie dabei ein Buch benutzt haben, das sie „Kuma“ nannten. Davon hat
die Kumija (Alchemie) ihren Namen. Es besteht aus 24 Teilen, jeder mit seinem eigenen Namen oder Buchstaben. Sie werden durch die Priester mündlich erläutert. Die Kunst ist darin in Tausenden von
Worten auseinandergesetzt.
Die Ägypter kannten aber noch eine andere Möglichkeit der Goldgewinnung. Schon um 2.900 v. Chr. schürften sie Gold –„nub“ – in Nubien. Man gewann es aus Quarz das in Handmühlen gemahlen wurde. Mit
fortschreitender Technik entwickelten sie aber ein Verfahren, mit dem das so gewonnene Gold gefrischt und standardisiert werden konnte. Das Geheimnis des Frischungsverfahren wurde von den Priestern
streng gewahrt. Sie gaben es nur an den Erben des Thrones und Menschen von höchster Tugend und Weisheit weiter. Zosimos sagt darüber: „Das Wohl des ganzen Reiches wird durch die Kunst, Metalle und
Sand zu verwerten, erhalten, aber niemand außer den Priestern beherrscht sie“.
Hier ist sicher einer der Gründe für die Geheimhaltung der Formeln zu suchen. Denn nur wenn diese edle Kunst wenige Auserwählte beherrschten, sicherte sie dem Pharao seinen Reichtum und erhielt damit
sein Reich. Sollte unsere Wissenschaft eines Tages Einsteins Relativitätstheorie aufgeben, wird es ihr sicher durch die sich daraus ergebenden neuen Forschungsziele ebenfalls gelingen, mit wenig
Aufwand und geringen Kosten Quecksilber oder Blei in Gold zu verwandeln. Damit wird es freilich bis auf die technische Nutzung wertlos, mit all den sich daraus ergebenden Folgen. Dass das viele
gehortete Gold der großen Nationen dann noch dazu beitragen wird ihre Reiche zu erhalten, ist mehr als fraglich.
Weil die Ufonauten seinerzeit allein über ein großes physikalisches Wissen verfügten, konnten wahrscheinlich einige der Versuchung nicht widerstehen, mit ihrem Können
die Erdenmenschen zu beherrschen. Auf ihrem Heimatplaneten brachte es ihnen ja keinen nennenswerten Vorteil. Durch die Forschungsergebnisse der dortigen Wissenschaft war es Allgemeingut und sie waren
dort nur kleine Fische in einem großen Teich. Wurden sie aber auf der Erde sesshaft, waren sie der Hecht im
Karpfenteich.
Die Geheimniskrämerei war daher ebenfalls in ihrem ureigensten Interesse. Das galt auch
für die erfolgreichen Alchimisten. Einige von ihnen, die ihr Mitteilungsbedürfnis nicht zügeln konnten, beschuldigten sich später in ihren Schriften selbst, darin mehr verraten zu haben, als erlaubt
sei. Das hatte Konsequenzen, denn der unbesonnene Adept konnte aus dem Kreise der Auserwählten ausgestoßen und zu ewiger Pein verdammt werden.
Die Anfänge der Alchemie
Die Alchimie kam im 4. Jahrhundert zur Blüte und Zosimos von Panopolis der zu dieser Zeit schrieb, machte sich zum Apologeten der arkanen
Kunst. Er erklärte, dass die Wissenschaft von der Verwandlung der Metalle, Edelsteine und Düfte bis zu der Zeit zurückginge, die in der Genesis im l. Moses, 6,2, dunkel erwähnt ist: „die Kinder
Gottes sahen nach den Töchtern der Menschen, wie sie schön waren…“ Für ihn bedeuteten diese Vorgänge den Anfang der Alchimie. Er wiederholte damit, was jüdische und christliche Gelehrte schon früher
gesagt hatten. In seinen Schriften geht er ausführlich darauf ein und gibt den Namen eines sehr frühen Meisters der alchimistischen Kunst an, einen mysteriösen Chemes.
Dieser legendäre Urvater der Goldmacher hat keine Spur hinterlassen die einen Schluss auf sein Leben zuließe. Es wurde aber allgemein angenommen, dass Chemes ein Buch geschrieben hat, das er Chema
betitelte und das die gefallenen Engel bei ihrer Unterweisung der Töchter der Menschen benutzt haben sollen. Von Chemes und Chema wurde Chemia abgeleitet, eine Benennung, die dann später der Kunst
selbst gegeben wurde. „Chemia“, ein griechisches Wort, wurde solange für die Bezeichnung der Alchemie gebraucht, bis die Araber den Artikel „al“ hinzufügten. So wurde aus Chemia Alchemia oder
Alchemie und später Chemie.
Der Goldmacher Niclas Flamel
Einer der offenbar einen kleinen Auszug des sagenhaften Buches besaß, war Nicolas Flamel. Er gehörte zu jenen Alchimisten, die ihr Wissen
nicht unverschlüsselt preisgaben. In seinem „Buch der Hyroglyphischen Figuren“ behauptet er, dass er die hehre Kunst des Goldmachens beherrscht. Sein Bericht scheint deshalb den Stempel der
Ehrlichkeit zu tragen, weil er plötzlich sehr reich wurde. Er stand bei Hermetikern und dem französischen Volk in hohen Ehren und war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme unter den
Adepten.
Während die wenigsten Alchimisten mehr als Täuschung, Elend und Verzweiflung aus ihrer
Liebe zur Alchimie gewonnen haben, hatte Nicolas Flamel immer Glück und war allezeit heiter. Mit seinem bescheiden Vermögen das in einer erstaunlich kurzen Zeit zu ungeheuer großem Reichtum
anschwoll, beschenkte er karitative und kirchliche Stiftungen die ihn überlebten und ihm ein rühmliches Andenken sicherten.
Er war ursprünglich Kopist. Durch seine Hände gingen viele Bücher und Handschriften. Sicherlich waren darunter auch einige alchimistische. Eines davon erweckte aber sein ganz besonderes Interesse.
Das sehr alte, große, vergoldete Buch hatte er für zwei Gulden erstanden. Es bestand nicht aus Papier oder Pergament wie andere Bücher, sondern aus herrlichen Rinden junger Bäume. Mit Hilfe dieses
Buches und des Rates eines jüdischen Arztes, den er auf einer Pilgerfahrt nach Spanien kennen gelernt hatte, entdeckte Flamel das Geheimnis der Umwandlung. Seine Frau half ihm bei seinem ersten
Versuch und war auch anwesend, als in dem Gefäß Gold erschien. Flamel beschreibt das denkwürdige Ereignis folgendermaßen:
„Dies geschah an einem Montag, dem 17. Januar, gegen Mittag in meinem Hause, nur in Anwesenheit meiner Frau Perenella, im Jahre des Heils 1382 ... Später ließ ich, immer auf jedes Wort in meinem
Buche genau achtend, den roten Stein auf eine ungefähr gleich große Menge Quecksilber fallen, wiederum nur in Anwesenheit von Perenella, in demselben Hause gegen 5 Uhr nachmittags. Ich wandelte es in
fast ebenso viel reines Gold um, das sicherlich besser, nämlich geschmeidiger war als gewöhnliches Gold. Ich kann dies wahrheitsgemäß sagen: dreimal habe ich es mit Hilfe Perenellas gemacht, die es
ebenso gut verstand wie ich, da sie mir bei meiner Arbeit half. Ohne Zweifel hätte auch sie, wenn sie den Versuch allein gemacht hätte, zuletzt Erfolg gehabt.
Ich hatte fürwahr genug zustande gebracht, als ich den ersten Erfolg hatte; aber ich fand großes Vergnügen daran, die wunderbaren Werke der Natur in den Gefäßen zu sehen und darüber nachzudenken ...
Lange Zeit fürchtete ich, dass Perenella ihre überschwängliche Freude nicht für sich behalten und vor ihren Verwandten über die großen Schätze plaudern könnte, die wir besaßen. Denn überschwängliche
Freude raubt einem den Verstand ebenso wie großer Kummer. Aber die Güte des Allerhöchsten hat mir nicht nur den einen Segen geschenkt; er gab mir auch ein züchtiges und kluges Weib; denn sie besaß
nicht nur Verstand, sondern auch die Gabe, das Vernünftige zu tun, und sie war verschwiegener, als Frauen gewöhnlich sind. Vor allem war sie außerordentlich fromm, und da sie keine Kinder erhoffen
durfte und nun schon ziemlich alt war, fing sie an, wie ich es getan hatte, über Gott nachzudenken und sich den Werken der Barmherzigkeit zu widmen“.
Nicolas und Perenella gründeten in Paris sieben Kirchen, drei Kapellen und vierzehn Hospitäler und beschenkten sie mit Stiftungen. Er schrieb: „Wir haben auch in Boulogne fast soviel getan wie in
Paris, ganz abgesehen von Liebeswerken für Witwen und Waisen. Würde ich ihre Namen unter dem Schein der Nächstenliebe nennen, so hätte ich keinen Lohn auf „dieser“ Welt zu erwarten, und außerdem wäre
es den betreffenden Menschen nicht angenehm.“
In einem Bogengang den Flamel auf dem Pariser Friedhof der Unschuldigen Kinder (Innocents) errichten ließ, symbolisiert eine spätere Wandmalerei das Große Geheimnis. Für die Hermetiker des 17. und 18. Jahrhunderts war das Gemälde ein Wallfahrtsziel.
Abbildung 71
Wandmalerei „Das große Geheimnis“
Kupferstich nach verlorenen Darstellungen
Quelle: Kurt Seligmann, „Weltreich der Magie“
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Der Alchimist Nicolas Flamel (1330 bis 1418) war ein erfolgreicher Goldmacher. Sein Name stand bei den Hermetikern und beim französischen Volke in hohen Ehren. Mit Hilfe eines uralten Buches und der Anleitung eines jüdischen Arztes, entdeckte Flamel wie man Quecksilber in Gold umwandeln kann. In einem Bogengang, den er auf dem Pariser Friedhof der Unschuldigen Kinder (Innocents) errichten ließ, symbolisiert eine Wandmalerei das Große Geheimnis. Sie war ein Wallfahrtsziel für die Hermetiker des 17. und 18. Jahrhunderts.
Der Goldmacher Labujardiere
Es gab in früheren Zeiten aber noch viele andere erfolgreiche Goldmacher. Einer von ihnen war Labujardiere. Als der Alchimist 1648 sein nahes
Ende fühlte, schrieb er an seinen Freund Richthausen in Wien. In seinem Brief bat er ihn um sein Kommen, um den Stein der Weisen zu sich zu holen, den er in einem besonderen Kästchen aufbewahre.
Umgehend eilte Richthausen nach Prag, kam aber dennoch zu spät. Zum Glück fand er das Kästchen mit seinem kostbaren Inhalt. Die Sache wurde bekannt und der böhmische Edelmann Graf Schlick, in dessen
Diensten Labujardiere gestanden hatte verlangte die Herausgabe des berühmten Kästchens. Daraufhin übergab ihm Richthausen eine Nachbildung und brachte das echte an den kaiserlichen Hof.
Der Kaiser Ferdinand der III. war selbst Alchimist und kannte die Täuschungsmanöver der Adepten genau. Er wandte alle Vorsichtsmaßregeln an, um nicht betrogen zu werden.
Bei dem Experiment, das der Kaiser persönlich durchführte, wurde Richthausen nicht zugelassen. Nur Graf Rutz, der Direktor der Bergwerke, war anwesend. Der Versuch des Kaisers war erfolgreich. Mit
einem Gran des Labujardiereschen Pulvers verwandelte Ferdinand zweieinhalb Pfund Quecksilber in reines Gold. Zur Erinnerung an diese Umwandlung wurde eine Münze geprägt. Sie stellt den Sonnengott
Apollo dar, der den Hermesstab in seiner Hand hält.
Die Münze trägt die Aufschrift: Divina Metamorphossis Exhibita Pragae, XV Jan: Ao. MDCXLVIII In Praesentia Sac Caes. Maiest: Ferdinand! Tertii. (Die göttliche Umwandlung, ausgeführt zu Prag, den 15. Januar 1648, in Gegenwart Seiner Heiligen Majestät Ferdinands des Dritten.) Trotz des guten Ausgangs, waren die Zweifel des Kaisers noch nicht behoben. Zu oft war er betrogen worden. Er machte einen zweiten Versuch, der wieder erfolgreich war. Richthausen wurde mit dem Titel Baron von Chaos geadelt. Er reiste durch Deutschland und machte noch mehrere Umwandlungsversuche, bis das Wunderpulver aufgebraucht war.
Abbildung 72
„Münze zur Erinnerung an eine gelungene Transmutation“
Quelle: Kurt Seligmann „Weltreich der Magie“
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Kaiser Ferdinand III. war Alchimist. Bei einem persönlich durchgeführten Experiment verwandelte er mit einem Gran eines weißen Pulvers zweieinhalb Pfund Quecksilber in reines Gold. Zur Erinnerung an diese gelungene Transmutation wurde eine Münze geprägt. Sie stellt den Sonnengott Apollo dar und trägt die Aufschrift: „Die göttliche Umwandlung, ausgeführt zu Prag, den 15. Januar 1648, in Gegenwart Seiner Heiligen Majestät Ferdinands des Dritten“.
Der Goldmacher Alexander Sethon
Aber nicht allen Goldmachern bescherte ihr Erfolg Glück. Einer dem seine Mitmenschen übel mitspielten, war der berühmte Schotte Alexander
Sethon. Im Jahre 1602 unternahm er eine Reise durch Europa und begegnete in der Schweiz Wolfgang Dienheim. Der war Professor an der Freiburger Universität und stand der Alchimie recht skeptisch
gegenüber. Während ihrer gemeinsamen Schiffsreise von Zürich nach Basel kamen sie ins Gespräch und als sie Basel erreichten sagte Sethon zu ihm: „Du hast die alchimistische Kunst während unserer
Reise immer wieder angegriffen. Ich habe dir eine Antwort versprochen. Es soll eine Demonstration sein. Ich erwarte noch jemanden, den ich auch überzeugen möchte“.
Er meinte damit Zwinger. Der war nicht unbedingt ein Freund der alchimistischen Kunst. Als Professor lehrte er an der Baseler Universität Medizin und hatte zuvor er eine Studie über die Geschichte der deutschen Heilkunst verfasst. Zusammen gingen die drei zu einem Bergmann. Die beiden Professoren trugen einige Bleiplatten bei sich die Zwinger mitgebracht hatte. Von einem Goldschmied borgten sie einen Tiegel und kauften in einer Apotheke gewöhnlichen Schwefel. Sethon kannte weder den Goldschmied noch den Apotheker. Auch sonst kam er mit niemandem in Berührung.
Auf einem Herd, der im Hause des Grubenarbeiters stand, wurden Blei und Schwefel im
Tiegel erhitzt. Nach einer Viertelstunde sagte Sethon: „Lass dieses kleine Papier in das geschmolzene Blei fallen, aber genau in die Mitte, damit nichts in das Feuer fällt“. Nach Dienheims Aussage
enthielt dieses Papier ein gelbes Pulver, aber so wenig, dass man es kaum sehen konnte. Nachdem Papier und Pulver auf das Blei gefallen waren, wurde die Masse eine Viertelstunde lang mit einem
eisernen Stab umgerührt.
Dann löschte man das Feuer und siehe da, das Blei hatte sich in reines Gold verwandelt. „Nun“, sagte Sethon zu den beiden überwältigten Gelehrten, „was habt ihr dazu zu sagen? Seht ihr nun, dass es
Tatsache ist und stärker als eure Sophismen?“ Das Gold wurde geteilt und als Andenken bekam Zwinger ein Stück davon ab. Es blieb durch mehrere Generationen solange im Besitze der Familie, bis ein
erfolgloser Alchimist es verkaufte, um seine Schulden zu bezahlen.
Abbildung 73
„Schmelztiegel der Hermeten“
Quelle: PM Magazin, 8/1981
Urheber: Ohne Angabe
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
In einem Schmelztiegel erhitzte man das Blei bis es flüssig war. Dann gab man ein gelbes Pulver hinzu und rührte das Ganze eine Viertelstunde lang mit einem eisernen Stab um. Und siehe da, das Blei hatte sich in pures Gold verwandelt.
Abbildung 74
„Athanor, der Kosmische Ofen der Mystiker“
Quelle: Holzschnitt aus „annibal Barlet, La th`eotechnie ergocosmique, Paris, 1663
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Auch die Mystiker benutzten für ihre Transmutation ein Feuer. Dieses „geheime, himmlische Feuer“ hat aber nichts mit dem profanen Feuer unter dem Schmelztiegel der Sudelköche zu tun. Damit ist die Ursache von Erkennen, Verstehen und Bewusstsein gemeint. Physikalisch eine Schwingung die im Schwingungsträger „Äther“ Schaukraft erzeugt. Wird sie aktiv flammt Bewusstsein auf, wie z. B. beim Erwachen. Kommt sie zur Ruh erlischt es, wie z. B. beim Einschlafen. weiterlesen
Leider stand Sethons Demonstrationsreise unter einem unglücklichen Stern. Nachdem er genügend Beweise von
seinen Umwandlungskünsten geliefert hatte, wurde er von Christian II., dem Kurfürsten von Sachsen, ins Gefängnis geworfen. Der unglückliche Adept wurde mit spitzen Eisenstangen gestochen und mit
flüssigem Blei und Feuer gebrannt. Er war aber stärker als seine Folterer und gab sein Geheimnis nicht preis. Schließlich entkam er durch den Beistand des polnischen Edelmannes und Alchimisten
Sendivogius, starb aber kurz nach der Befreiung an den Folgen der schweren Verletzungen, die ihm die Folterknechte zugefügt hatten.
Bevor Alexander Sethon starb, vermachte er den Rest seines „Steines der Weisen“ seinem Befreier Sendivogius. Dieser wurde nach zahlreichen geglückten Umwandlungsversuchen bald so berühmt wie sein
verstorbener Meister, sodass ihn Kaiser Rudolf II. nach Prag holen ließ. Dort wurde Sendivogius gnädigst empfangen und hoch geehrt. Die Höflichkeit verlangte es nun, dass der Adept sich für solche
Ehren dankbar zeigte. Er hielt es daher für das beste, dem Kaiser ein Stück des Steines zu schenken und mit einer kleinen Menge des gelben Pulvers gelang Rudolf tatsächlich eine erfolgreiche
Umwandlung.
Zum Andenken an dieses denkwürdige Ereignis ließ der Kaiser an einer Wand des Zimmers, in dem die Umwandlung stattgefunden hatte, eine Marmortafel anbringen auf der geschrieben stand: „Möge jeder das
vollbringen, was der Pole Sendivogius vollbracht hat“. Der alchimistische Hofpoet Mordecai de Delle rühmte die Sensation in bombastischen Versen. Sendivogius erhielt den Titel „Rat seiner Majestät“
und eine Münze mit dem Bildnis des Kaisers. Er verließ aber Prag und erreichte nach einer Reihe unglücklicher Abenteuer seine Heimat Polen. Dort blieb er bis ihn Herzog Friedrich von Württemberg 1604
in sein Stuttgarter Schloss holen ließ, wo der polnische Alchimist zum Ärger des Hofalchimisten Graf von Müllenfels mehrere erstaunliche Umwandlungen vorführte.
Um seinen großen Konkurrenten loszuwerden, redete Müllenfels dem Sendivogius ein, der Herzog plane seine Einkerkerung. Sendivogius dachte an das Schicksal seines Meisters und ließ sich leicht
überzeugen. Um der Gefangennahme zuvorzukommen entwischte er bei Nacht. Leider holten ihn Müllenfels Reiter ein und nahmen ihm nicht nur den Stein der Weisen ab, sondern auch alle seine Wertsachen.
Sendivogius Frau wollte Müllenfels Gemeinheit nicht kampflos hinnehmen und führte Klage beim kaiserlichen Hof.
Daraufhin forderte der Kaiser den Grafen Friedrich auf, ihm Müllenfels auszuliefern. Als
der Herzog sah, wie weit die Angelegenheit gegangen war, befahl er, Müllenfels zu hängen. Mit einem Kleid, das ganz mit Goldflitter behangen war, wurde er an einem vergoldeten Galgen hingerichtet.
Der Stein der Weisen konnte jedoch nicht wieder gefunden werden, und so starb, unfähig, seinen Verlust zu ersetzen, Sendivogius im Elend.
Ein Goldmacher bekehrt Professor Martini vor seinen Studenten
Prof. Dienheim und Prof. Zwinger waren nicht die einzigen Männer der Wissenschaft die angesichts der Beweise zugeben mussten, dass sich
Metalle ineinander umwandeln lassen. So machte im Jahre 1621 Professor Martini von der Universität Helmstedt seinen Studenten während einer Vorlesung klar, weshalb eine Umwandlung unmöglich sei. Aber
nicht allen Zuhörern leuchteten seine Argumente ein. Einer widersprach dem erregten Gelehrten mit scharfsinnigen Argumenten und das Wortgefecht setzte sich eine Zeitlang fort.
Weil der Disput nicht enden wollte bat der Widerspenstige Student um einen Tiegel, einen
Ofen und etwas Blei. Mit diesen Utensilien führte er vor den Augen Martinis und seiner Studenten sogleich ein Experiment durch, bei dem sich das Blei in Gold verwandelte. Das Gefäß übergab er dem
erstaunten Professor mit den Worten: „Domine, solve mihi hunc syllogismum“. (Herr Professor, lösen Sie mir diesen Syllogismus!) Martini aber hatte nichts zu sagen. In seiner Abhandlung über die
Logik, die nach diesem Vorfall veröffentlicht wurde, bekennt er seinen uneingeschränkten Glauben an die Alchimie.
Die Bekehrung des Dr. Johann Friedrich Schweizer
Auch Dr. Johann Friedrich Schweizer, den man Helvetius nannte, war einer der heftigsten Gegner der Alchimie. Er berichtet, dass am Vormittag
des 27. Dezember 1666 ein Fremder zu ihm kam. Dieser Mann war wie ein Mennoniet gekleidet und hatte ein offenes, ernstes, aber gebieterisches Wesen. Er fragte Helvetius, ob er an den Stein der Weisen
glaube. Als der berühmte Gelehrte die Frage verneinte, öffnete der Fremde eine kleine Elfenbeindose. Darin befanden sich drei Stücke eines Stoffs, der Glas oder hellem Schwefel ähnlich sah.
Sein Besitzer erklärt nun, dass diese kleine Menge der Stein ist, mit dem er imstande sei, zwanzig Tonnen Gold zu machen. Nachdem Helvetius eines der Stücke in die Hand genommen hatte, bat er den
Alchimisten, ihm doch ein kleines Stück davon zu geben. Dieser wies seine Bitte jedoch schroff zurück, fügte aber in freundlicherem Ton hinzu, dass er sich auch nicht um des Helvetius ganzen Besitz
vom kleinsten Teile trennen könne. Als ihn Helvetius nach dem Grund dafür fragte, antwortete er, dass ihm dies das Gesetz verbiete.
Nun forderte Helvetius ihn höflich auf, eine solche Umwandlung vorzunehmen um seine Behauptung zu beweisen. Aber der Fremde erwiderte, er wolle in drei Wochen wiederkommen und Helvetius dann etwas
zeigen, was ihn in Erstaunen versetzen werde. Pünktlich zu der angegebenen Zeit kam er auch wieder, lehnte es aber ab, ein Experiment zu machen. Er sagte es sei ihm nicht erlaubt das Geheimnis zu
enthüllen. Als Ausgleich für das nicht eingehaltene Versprechen gab er Helvetius aber ein kleines Stück des Steins, „das nicht größer war als ein Rapskorn“.
Als der Doktor bezweifelte, dass eine solch winzig kleine Menge wirksam sein könne, zerbrach der Alchimist das Körnchen in zwei Teile, warf eine Hälfte davon weg und sagte, indem er die andere Hälfte
zurückgab: „Selbst jetzt genügt es noch für Sie“. Nun gab der ehrliche Gelehrte zu, dass es ihm beim ersten Besuche des Fremden gelungen sei, ein paar kleine Stückchen von dem Stein abzusplittern.
Bei seinem Versuch hätte das Material aber das Blei nicht in Gold, sondern in Glas umgewandelt. Darauf erwiderte der Alchimist lächelnd: „Sie hätten Ihre Beute mit gelbem Wachs schützen sollen, dann
hätte der Stein in das Blei eindringen und dieses in Gold verwandeln können“.
Er versprach, am nächsten Morgen um 9 Uhr wiederzukommen und das Wunder vorzuführen, aber er kam weder an jenem noch am folgenden Tage zurück. Nachdem ihn seine Frau überredet hatte, die Umwandlung
selbst zu versuchen, ging Helvetius genau nach der vom Fremden angegebene Weise vor. Er schmolz drei Drachmen Blei, umgab den Stein mit Wachs und ließ ihn in das flüssige Metall fallen. Und
tatsächlich, es verwandelte sich in Gold! „Wir brachten es sogleich zum Goldschmied der ohne Bedenken erklärte, es sei das feinste Gold, das er je gesehen habe. Er war bereit, für eine Unze sofort
fünfzig Gulden zu zahlen“.
Helvetius erzählt am Schluss seines Berichts, dass dieses Gold als Beweis für die Wahrheit der Umwandlung noch in seinem Besitze sei und fügte hinzu: „Mögen die heiligen Engel Gottes den unbekannten
Alchimisten beschützen, als eine Quelle des Segens für die Christenheit! Dies ist ein ernstes Gebet für ihn und für uns“.
Spinoza beurteilte das Retortengold positiv
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht vom geglückten Experiment des Helvetius. Auch Spinoza, den man nicht zu den Leichtgläubigen
rechnen kann, hörte davon. Er wollte die Angelegenheit untersuchen und besuchte den Goldschmied Brechtel, der das Gold geprüft hatte. Der war Münzmeister des Herzogs von Oranien und verstand sein
Handwerk. Auf Spinozas Bitte führte er erneut eine Goldprobe durch, bei der außer Spinoza noch mehrere andere Vertrauenspersonen anwesend waren. Nachdem das Ergebnis der Prüfung keinen Zweifel an der
Echtheit des untersuchten Goldes zuließ, ging Spinoza mit den anderen Zeugen zu Helvetius und ließ sich den Tiegel zeigen, den er bei der Operation benutzt hatte. Als man sah, dass am Innenrand des
Gefäßes noch etwas Gold klebte, zweifelte niemand von den Anwesenden daran, dass Helvetius die Wahrheit gesagt hatte.
Leider können wir nach so vielen Jahren nicht wissen, ob sich die Dinge tatsächlich so zugetragen haben. Hier sind wir auf Glauben angewiesen und da spielt die Glaubwürdigkeit der beteiligten
Personen eine große Rolle. In früheren Zeiten waren Kaiser, Fürsten und Edelleute oder Gelehrte wie Martini, Zwinger, Dienheim, und Helvetius, durchaus glaubwürdige Leute. Warum sollten sie lügen?
Bei den adeligen Herrschern könnte man noch annehmen, dass sie auf dem Gebiet der Umwandlung nicht das Können der Adepten belohnten, sondern ihre Täuschungsgabe.
Damit konnten sie ihren Feinden suggerieren, dass sie über unbegrenzte finanzielle
Mittel verfügen, um jeden kriegerischen Angriff abzuwehren. Aber die Männer der Wissenschaft hatten sicher kein Interesse an einer Irreführung der Öffentlichkeit. Immerhin stand ihr guter Ruf auf dem
Spiel. Auch ist es schwer vorstellbar, dass diese Gelehrten auf plumpe Täuschungsmanöver hereingefallen sind. Schon deshalb, weil einige die Experimente selbst durchführten.
Eines fällt bei allen Berichten auf. Bei der Umwandlung spielte eine wirksame Substanz die Hauptrolle. Sie war es, die offenbar durch eine Kettenreaktion die Atomkerne von Blei und Quecksilber so
manipulierte, dass daraus Goldatome wurden. Um was es sich dabei handelt und woher sie letztlich stammt, das wurde nirgends mitgeteilt. Nur soviel steht fest, war sie aufgebraucht, konnte sie nicht
mehr beschafft werden und mit der Goldherstellung war es vorbei. Das ist sicher der Grund dafür, dass die Alchemie schließlich verfiel und ein Feld für Betrüger und Charlatane wurde, die ihren
unwissenden, nach schnellem Reichtum strebenden Zeitgenossen, mit lügnerischen Versprechungen ihr Geld abnahmen.
Flamel warnt vor Betrügern und falschen Philosophen
So warnte Flamel schon zu seiner Zeit vor diesen skrupellosen Leuten. Er schreibt: „Als ich noch unwissend war, hatte auch ich große Lust und
Liebe zur wahren Philosophie und bin alsbald auch unter die Sophisten und Betrüger geraten, um von ihnen zu lernen. Als ich aber durch viel Lesen und Studieren erkannte, dass das, wonach ich suchte,
ein Geschenk und eine Gabe Gottes ist, und das kein Philosoph die Macht hat, es bei Verlust des edlen Kleinods seiner Seelen, wie ich aus vielen philosophischen Büchern ersehen konnte, es jemandem zu
offenbaren, verließ ich die Sophisten und Prozessverkäufer.
Auch will ich jeden Liebhaber dieser göttlichen Kunst davor ernstlich gewarnet haben, jemandem Glauben zu schenken, der ihm das Gesuchte für Geld anbietet, das ich zu meiner Zeit viel erfahren habe.
Deswegen kann ich nur jeden davor warnen, der sich nur will warnen lassen, denn ihre Betrügerei ist eitel Lügen. Könnte er selbst, was er für Geld verkaufen will, brauchte er das Geld seiner armen
Opfer nicht. Und wisset, dass auch ich mit meinem Munde keine Offenbarung gemacht habe.
Mir ist ein Siegel vorgedrückt, damit andere nach mir auch Wundersachen schreiben, aber
anderen nicht feilbieten mögen, als da natürlich vom Schöpfer zugelassen ist. Über Wundersachen, die nur von den Unwissenden für übernatürlich gehalten werden, wie z.B. die Herstellung des Steins der
Uralten aus dem Salz der Philosophen. Jetzt habe ich nach dem rechten Brauch der Philosophen geredet, und es will mir nicht weiter gebühren, jedermann zu berichten, wie die Türen inwendig verriegelt
sind.
Raymund Lullus in seinem letzten Testament gedenket auch dieser Extraktion und nennt es ein „himmlisches Feuer“. Dieses Feuer wissen, ist das höchste Geheimnis, weil es nicht menschlicher Natur,
sondern „engelisch“ ist. Diese „himmlische Gabe“ offenbaren, damit der Philosophen Fluch, „der den Nachkommen hinterlassen ist“, nicht auf mich komme, so bitte ich Gott, dass der Schatz unseres
geheimen Feuers nur in die Hände der Weisen kommen möge. Die, die dieses Geheimnis offenbaren und aufdecken, sind Zerbrecher des himmlischen Siegels und beleidigen die göttliche Majestät. Sie sind
auch vielem Unglück unterworfen und der Strafe Gottes nicht fern. Merket, dass Gott selbst die Wahrheit vor euch verborgen hat. Denn wenn Gott in euch ein getreues Gemüt wüsste, so würde er euch
alsbald die Wahrheit und den rechten Weg weisen. Dem es Gott geben will, dem ist es deutlich genug!“
Soweit Nikolaus Flamel. Als er diesen Text schrieb, war aus einem Hermetiker längst ein Mystiker geworden. Das „Geheime, himmlische Feuer“ hat nichts mit dem Feuer unter seinen Schmelztiegeln zu tun
und mit den Gescholtenen meinte er nicht unbedingt die Betrüger unter den Hermeten. Leider haben seine berechtigten Warnungen vor Sophisten und Prozessverkäufern wenig gefruchtet. Selbst in unserem
aufgeklärten Jahrhundert hat diese zwielichtige Zunft wie eh und je Hochkonjunktur. Mit der Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen wird nach wie vor nicht nur sehr viel Geld verdient, sondern auch
Macht über die Menschen ausgeübt. Das führte und führt immer wieder zu Glaubenskriegen und hat bis auf wenige Nutznießer Menschen und Tieren nur Leid und Elend beschert.
Der Mystiker ist der Bruder des Hermetikers
Die Alchimie gehörte nicht nur in das Gebiet der Wissenschaft von den Metallen, sondern gleichfalls zu einer Philosophie, die von Anfang an
auf den Mystizismus zutrieb. Die eigentlichen Ziele der wahren Alchimisten waren seelischer Art. Der Hermetiker war sozusagen der Bruder des Mystikers. Die Mystiker unter den Alchimisten wollten kein
profanes Gold machen, sondern ihre Seele veredeln um sie zur höchsten Vollendung zu bringen. Ihr Ziel war das Erkennen des eigenen Selbstes und damit das Erkennen Gottes.
Sie versuchten durch Läuterung und die Aneignung von Wissen jene Bewusstseinsstufe zu
erreichen, auf der Bewusstsein und letzte Wahrheit einsunddasselbe sind. Gott ist als Absolutes, Unvergängliches, die letzte Wahrheit und daher eint sich der Bewusstseinsträger auf dieser Stufe mit
ihm. In der Alchimie gab es daher zwei Arten von Gold. Das profane und das seelische. Paracelsus sagte zu diesem Thema: „Das profane Gold kann mit alchimistischen Methoden hergestellt werden. Das
feinste Gold aber sollte mit psychochemischen Mitteln gemacht werden“.
Im Buch „Der Schatz des Alexanders“ wird das so dargestellt: „Wisse, dass das Gold der edelste der irdischen Körper ist, weil es der dauerhafteste ist und weil ihm die Schädigungen am wenigsten
zusetzen, da es am weitesten davon entfernt ist, sie zu dulden. Darum hat Gold mehr als jeder andere Körper Anspruch darauf, ein Grundpfeiler der Welt zu sein und darum wird Gold der größten Leuchte
zugeteilt, denn seine Farbe entspricht ganz der Farbe „jener Sonne“. Mit jener Sonne ist nicht unser Muttergestirn gemeint. Sie dient nur als Symbol weil ihr Licht - wie das Licht der hier gemeinten
seelischen Sonne - die Voraussetzung für Erkennen und Leben ist. Wem die Sonne der Seele scheint, dem geht bekanntlich ein Licht auf.
Weil das in Glaubensfragen nicht immer gleich der Fall ist und damit die Adeptin Theosebeia den richtigen Weg wählt, wendet sich Zosimos warnend an sie: „Auch dich wollen sie - die Tempelhändler die
mit dem Glauben Geschäfte machen - durch falsche Propheten für ihre Sache gewinnen. Sie werben mit Schmeichelreden um deine Seele, aber lasse dich nicht verführen! Suche Gott nicht im Umherstreifen,
sondern bleib zu Hause, da wird dich Gott, der überall ist, heimsuchen.
Indem du leiblich ruhst, beruhige auch deine Leidenschaften und gebiete den
Gemütserregungen, so wirst du das Göttliche herbeirufen. Bringe Opfer nach den Vorschriften, die Membres dem König Salomo gab und die dieser selbst niederschrieb, so wirst du der vollbürtigen und
natürlichen Goldmacherkunst teilhaftig werden. Fahre damit fort, bis du deine Seele zur höchsten Vollendung gebracht hast. Hast du aber erkannt, dass du deine Vollendung erreicht hast, so verachte
auch die natürlichen Eigenschaften der Materie und im Absoluten eingetaucht, finde dich zu deiner eigenen Art zurück“.
Das Absolute ist die Heimat der Seele
Mit dem Absoluten ist das wahre Sein gemeint. Mit ihm geeint, ist der erkennende Geist, der Mensch an sich, das Selbst oder
Selbstexistierende, Ursachelose, völlig erwacht und unterliegt keiner Täuschung mehr. Für die Wissenden gab es zwei Arten von Sein. Das ewige, unvergängliche Hauptsein und das illusionäre,
vergängliche Nebensein, die Werden und Vergehen unterworfene Welt. In der ersten Seinsweise ist der erkennende Geist zuhause. Dort existiert er ewig und ohne Leiden. In der Welt erfährt er im
Kreislauf seiner Wiedergeburten nur Leid, weil dort alles vergänglich ist.
Bei den Mystikern unter den Alchimisten wurde das „erkennende Selbst“ im leiblichen Menschen gern mit einem Wassertropfen in der schmutzigen Flüssigkeit einer Retorte verglichen. Der Glaskolben steht
hier für den menschlichen Körper und das Wasser für den erkennenden Geist. So wie dieser Wassertropfen mit dem Wasser im Meer weseneins ist, so ist es der erkennende Geist mit dem Absoluten. Der
Wassertropfen unterscheidet sich in diesem Zustand nur deshalb von denen im Meer, weil er mit allerlei Fremdstoffen verunreinigt ist, der erkennende Geist vom Absoluten, weil er mit Sünde, symbolisch
„Schmutz“ beladen ist.
Soll der Wassertropfen klar und rein werden, muss das Wasser in der Retorte zur Ruhe kommen, oder man muss es destillieren. Dann trennt sich der Schmutz vom Wasser und setzt sich am Boden ab. Will
der erkennende Geist in das Absolute eintauchen, muss er sich von diesem Schmutz befreien, denn eine Programm enthaltende, sündige Seele ist mit dem neutralen Absoluten nicht zu vereinen. Darum muss
er die sündige schwarze Seele reinwaschen bis sie klar und durchscheinend ist wie ein Gebirgssee oder ein lupenreiner Diamant. In der Symbolik der Alchimisten ist dieser nicht zu erschütternde
Zustand der „Stein der Weisen“.
Der Unterschied zwischen der absoluten und der weltlichen Seinsweise wurde von einigen Meistern auch mit Wachbewusstsein und Traum verglichen. Das Wachbewusstsein entspricht dem ewigen Sein im
Absoluten und das Traumbewusstsein dem Erleben in der so genannten realen Welt. Will der Träumende z. B. seinem Alptraum entfliehen, braucht er nur aufzuwachen. Darum wird der Adept der die höchste
Bewusstseinsstufe erreicht hat ein Erwachter genannt. Würden die Meister heute lehren, könnten sie ein moderneres Gleichnis benutzen und sagen:
„Ein fanatischer Spieler, der sich bei einem Computerspiel so sehr mit einer darin vorkommenden Figur identifiziert, dass sein Ich in ihrer Identität völlig aufgeht, befände sich in einer ähnlichen Lage wie der erkennende Geist in der Welt. Für den Spieler wäre die Welt im Computer, die ihn ja täuscht, solange real, bis der Computer abschaltet. Dann sieht er auf der gläsernen Mattscheibe sein Spiegelbild und erwacht augenblicklich in der realen Welt, weil ihm der Unterschied zwischen sich und der Welt im Computer bewusst wird“.
Abbildung 75
Alchimistische Allegorie:
„Geist und Körper getrennt“
Quelle: Kupferstich aus der Werkstätte des M. Merian, um 1600
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Auf dem höchsten Gipfel der Erkenntnis wird dem erkennendes Geist der Unterschied zwischen sich, seinem Körper und der Welt bewusst und er kann sich davon trennen. Symbolisch ist er ein König der mit seinem Körper unwahrnehmbar vereint war. Er ist auf einen sehr hohen Berg gestiegen von dem aus er sehr weit sehen kann. Um ihn herum das weltliche Getriebe das von Sonne und Mond beschienen wird. weiterlesen
Den Zustand der dann im wahren Leben auf dieser Bewusstseinsstufe beim „Menschen an sich“, dem erkennenden Geist, eintritt, bezeichnet die Yogalehre der Inder mit „Vivekakhyati“, Unterscheidungsschau. Damit ist das klare Erkennen des Unterschiedes zwischen dem erkennenden Subjekt, dem Wahrnehmer, und dem erkennbaren Objekt, der Welt, gemeint. Die Schau der Unterscheidung dauert oft nur kurze Zeit, dann tritt wieder das Alltagsbewusstsein auf. Jemand dem durch die „Unterscheidungsschau“ auf der höchsten Bewusstseinsstufe der Unterschied zwischen sich und der Welt bewusst wird und der so zu wahrem Sein erwacht, nannten die Inder seinerzeit Buddha. Buddha ist kein Eigenname, sondern bedeutet „der Erwachte“.
Abbildung 76
„Der sitzende Buddha von Kamazura“ (Japan)
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Die Kolossalstatue ist fünf Meter hoch. In der abgebildeten Körperhaltung meditierte der Religionsstifter bis er die Unterscheidungsschau erreicht hatte. Nach dem klassischen Yoga ist der Wahrnehmer, der „Mensch an sich“, nur Schaukraft. Obwohl er ganz bloß und rein ist, fasst er die sich ihm darbietenden Vorstellungen erkennend auf. Dadurch wird er mit der Welt verjocht. Diese Verjochung des Menschen-An-Sich mit der erfahrbaren Welt ist der wahre Grund dafür, dass er sein wahres Wesen nicht erfassen kann. weiterlesen
Purusa – der erkennende Geist, das Kernwesen „Mensch“
Der Wahrnehmer ist nur Schaukraft. Er fasst die sich ihm darbietenden Vorstellungen, die durch die Einspeisung der Sinnesorgane in ihn
eintreten, erkennend auf, indem er sich mit ihnen identifiziert. Er erkennt grundsätzlich nur sich selbst in seiner augenblicklichen Form. Diese wird in einem Körper durch die Kraftströme des Gehirns
ständig verändert und ist ihnen analog. Darum heißt es im Yogasutra der Seher ist den seelischen Bewegungen konform. Dadurch entsteht in ihm die falsche Annahme, dass der sich ständig verändernde und
durch Zellerneuerung auswechselnde Körper das ICH sei. Solange diese Kraftströme nicht verschwinden, kann das einzig Wirkliche sich in ihm nicht widerspiegeln und es ist dem Purusa nicht möglich,
seine wahre eigene Form anzunehmen. Das aber ist die einzige Möglichkeit, die höchste Bewusstseinsstufe zu erlangen.
Das Wort Purusa ist von „Pums“ und „vrsa“ abgeleitet. Pums bedeutet „Mensch, Mann“ und vrsa „Der Besamer“. Mit Mensch ist hier der „Mensch an sich“, der erkennende Geist, der „Seher oder Erfahrer“
gemeint. Er wird Mann oder Besamer genannt, weil er der Träger der Keime ist, aus dem sich immer wieder periodisch eine neue Welt und später ein neuer Körper entwickelt. Als Trägermedium der Keime,
oder besser, der Programme, wird er „Geist“ genannt.
Der Begriff Purusa ist uralt und wird im Rigveda auch von dem „Einen „ gebraucht, der
sich in tausendfacher Weise in der Welt manifestiert. Dem ewigen „Ich an sich“. Das „Ich im Menschen“ ist im Grunde mit ihm wesenseins. Purusa ist die geheimnisvolle Realität Mensch, das tief
verborgene Subjekt. Dieses „Ich an sich“ hat zwar unverlierbar immer diesen von der Welt getrennten Charakter, aber im Weltsein stellt er sich nicht so dar, sondern als ganz vermischt mit den
Vorgängen der inneren Welt, mit denen es sich identifiziert.
Er wird von den „Erwachten“ beschrieben als: „Daumengroß, von sonnengleicher Gestalt, mit Willen und Ichkraft angetan: Er ist nur Wahrnehmer, symbolisch „Licht“. Mit diesem seinem Licht, seiner
Geist- oder Schaukraft, belichtet er die seelische Welt, so dass diese ihm wahrnehmbar wird. Er ist Tausendarmig, Tausendäugig, tausendfüßig. Die Erde allerwärts umhüllend, wohnt er doch in dem
Zehnfingerbreiten. (im Kopf des leiblichen Menschen). Er breitet sich nach allen Seiten aus, in dem was Speise isst und nicht isst. So groß sind seine Mächtigkeiten. Doch als der Eine, der „All –
Purusa“ steht er noch weit darüber. Mit dreiviertel stieg er auf zum Himmel, ein Viertel nur tritt hier wieder und wieder in das Dasein. Ein Viertel von ihm sind alle Wesen, drei Viertel sind das
Unsterbliche im Himmel.
„Der Purusa führwahr ist dieses All, Gewordenes und Zukünftiges. Doch ist er auch Herr des Todlosen, das mit dem Anderen vereint ist. In seinem selbsteigenen Wesen ist
er erhoben über alles Geschehen in Zeit und Raum. Er, der Merkmallose, kann nicht mit Worten, mit Denken, noch auch mit Schau ergriffen werden: Er ist, wie anders als indem man so es kündet, soll man
erfassen IHN. Er „ist“, nur so ist zu erfassen Er, weil beide desselben Wesens sind. Er ist, des so erfassten Wesen senkt sich herab. Aja, der sat ist, cit und Ananda: „seiend, Geistlicht und
Seligkeit. Und zu diesem Selbst gibt es einen Pfad.“
Aja, der Ungeborene oder der ewige Geist, bedeutet im Sanskrit auch das Lamm. Wie „Kind“ wurde es als Symbol für „unschuldig“ benutzt. Weil aus Lämmern schließlich Schafe werden, Kinder aber werdende
Menschen sind, zogen manche Meister das letztere vor. Purusa steht in der Upanisadliteratur als Parallele zu Atman. Wie der Purusa wird er in der Yogaliteratur der durch sich selbst existierende
Herr, der Groß- oder Allgott, der ewige Gott als Beweger der Welt, der ewige Mutterschoß aller Dinge genannt.
Kleiner als ein Atom, doch größer als das Größte weilt er verborgen als das Selbst in jeder Kreatur. Der Purusa - Atman, der Mensch an sich, ist die höchste Wirklichkeit im All. Meister Svamin sagt: „Der Purusa, der sich die Welt durch Weltessen erkennend zu eigen macht und dadurch sich selbst als ewig unterschieden von der Welt erkennt, kommt erst durch das Weltessen zu sich selber“. Das heißt, dass Welterleben ist unabdingbare Voraussetzung um die höchste Bewusstseinsstufe zu erreichen.
Das Schlaraffenland
Um den Suchenden für diesen Sachverhalt ein Gleichnis zu geben, erfanden die Meister das Schlaraffenland. Der Name ist vom
mittelhochdeutschen „slür“ abgeleitet. Das bedeutet Faulenzer. In diesem Faulenzerrefugium ist das Nichtstun, die Faulheit, die größte Tugend und Arbeit das größte Laster. Ein märchenhaftes Land, in
dem Milch und Honig fließen und wo dem Faulenzer die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Leider ist es von einem gewaltigen Griesbrei umgeben. Wer ins gelobte Land gelangen will, muss sich erst
durch den Griesbrei essen.
Solange ihm der Griesbrei schmeckt, wird er nicht einsehen, warum er den beschwerlichen
Schritt ins Ungewisse wagen soll. Erst wenn ihm der ewige Breigeschmack zuwider ist, wird er nach etwas Besserem Ausschau halten. Das Gleiche gilt für den suchenden Schüler. Gefällt ihm das Leben in
der profanen Welt, weil es ihm gut geht, wird er sie freiwillig nicht verlassen um sich mit Gott zu einen. Eher wäre das möglich, wenn er in großer Not ist. Darum sagt der Volksmund: „Ist die Not am
größten, ist dir Gott am nächsten“.
Der Suchende ist letztlich der Purusa. Sein eigentliches Ziel das absolute Nichtstun im Neutrum, dem Nirwana des Buddha. Dort wo alles Begehren gestillt ist. Die Neutralität des Absoluten wird durch
die weiße Farbe der Milch symbolisiert. Die ewige Leidlosigkeit, die von unserer Warte aus höchste Lust bedeutet, durch die Süße des Honigs. Der Griesbrei ist das Sinnbild für die Welt, durch die
sich der Purusa essen muss. Weil das Weltessen seiner Befreiung dient, heißt es immer wieder in der Yogaliteratur: „Welt muss gestaltet werden, damit der Purusa die Welt esse und aus dem Weltessen
genese von ihr, in die ihn ein Unbegreifliches zu langem Kreislauf der Geburten zwingt“.
Dieses große Gesetz formulierten die Alten so: „Wenn du die Erkenntnis des Allselbstes erlangen willst, musst du zuerst dein wahres Selbst kennen lernen. Um die Erkenntnis dieses Selbstes zu
erlangen, musst du dein Ich dem Nicht-Ich, dein Sein dem Nicht-Sein opfern. Dann kannst du zwischen den Schwingen des Großen Vogels ruhen. Oh, süß ist die Ruhe zwischen den Schwingen dessen, was
weder geboren wird, noch stirbt, sondern göttlich ist durch ewige Zeitalter. Schwinge dich auf den Vogel des Lebens, wenn du zu wissen begehrst. Gib dein Leben auf, wenn du leben willst“. In Math.
10, 39, Luk. 17, 33, Joh. 12, 25 sagt die Bibel zum selben Thema: „Wer sein (profanes) Leben erhalten will, der wird es verlieren, wer aber sein Leben auf dieser Welt hasset, der wird es erhalten zum
ewigen Leben“.
Abbildung 77
„Der magische Vogel der Maori"
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Diese Bilderrätsel versinnbildlichen den Superpulsar der Weltschöpfung. Ist er aktiv und schwingt von Innen nach Außen, erzeugt er in den unter sehr großem Druck stehenden Wassern des Raumes der Weltennacht zwei Schwingungsträger mit geringerem Druck. Als erstes Äther, Pneuma oder Geist mit moderaterer Viskosität. Darin erzeugen spezielle Schwingungen eine Eigenschaft die in den Überlieferungen „Schaukraft“ genannt wird. Später in seinem Zentrum, mit starker Viskosität, Ether. In ihm verhalten sich bestimmte pulsierende oder rotierende Felder im Mikrobereich träge.
Der Maori-Gott „Pourangahua" steht hier für den individualisierten „Schaukraftträger“. Er kommt in die vom Superpulsar erzeugte Welt um sie genießend zu erleben. Seine Hand – das Handelnde - mit den drei Fingern, symbolisiert die drei Eigenschaften Aktivität, Schaukraft und Trägheit. Die Spiralen an seinem Körper deuten auf den Verwirbelungsmechanismus hin und die Maske, lateinisch „Personas", auf seine individualisierten, wechselnden Persönlichkeiten im Kreislauf der Wiedergeburten.
Mit dem großen Vogel des Lebens ist die Urschwingung gemeint, die einst das schwingende Feld, das wir Welt
nennen, ins Dasein hob. Diese Welt ist für die Wissenden nur eine Schöpfung unseres Bewusstseins. Darum lehrte der Buddha: „Alles, Wasser, Erde, Feuer, Luft, Langes und Kurzes, Kleines und Großes,
Schönes und Unschönes“, ist nur in diesem unserem Bewusstsein für uns da, wenn es vermittels der Sinnesorgane darin eintritt“.
Rajah, der Herrscher der Sinne
Die ihm so dargebotene Welt ist leider illusionär, die „Maya“ oder große Täuschung, in der die „Mayas“, die Getäuschten wohnen. Dabei spielt
das Denkorgan eine entscheidende Rolle weil es die eingespeisten Sinnenreize zu einem Welt - Bild verknüpft und dem Wahrnehmer als Anschauungsobjekt darbietet. Daher nannten die indischen Meister den
Verstand „Rajah“, den Herrscher der Sinne. Er ist der Gedankenerzeuger, der die Täuschung erweckt, der große Schlächter des Wirklichen. Durch sein weltbezogenes Tätigsein kann der Purusa das
Wirkliche nicht mehr erkennen.
Aus diesem Grunde, und weil es dem Seher im Traum und beim intuitiven Denken ohne die anderen fünf Sinne zur Wahrnehmung verhilft, war das Denkorgan für den Budha ein sechstes Sinnesorgan. So sagte
er z. B.: „Fünf Sinnen eignet verschiedenes Gebiet, verschiedener Wirkungskreis, und keiner hat am Gebiet und Wirkungskreis des anderen teil. Es ist das Gesicht, das Gehör, der Geruch, der Geschmack,
das Getast. Diese fünf Sinne haben das Denken zum Hort, das Denken hat an ihrem Gebiet und Wirkungskreis teil“.
Über diesen Hort, den Brenn- und Sammelpunkt der übrigen Sinnentätigkeiten, wird in der Yogaüberlieferung gesagt: „Das Denkorgan ist zweifacher Art, so ist uns überliefert, rein und unrein. Unrein
heißt es, wenn Begierde und Wille es bewegen, rein, wenn von Begierde es befreit. Wenn der „Muni“, der in Erleuchtung Schauende, das unstete Denkorgan aus Versinken und Zerstreuung reißt, und so den
denkfreien Zustand erreicht, dann steigt er auf zum höchsten Punkt. So weit ist stillzulegen es im Herzen, bis es verschwindet und vergeht“.
Um ihren Schülern den Unterschied zwischen dem weltlichen Erkennen und jenem auf der höchsten Bewusstseinsstufe klar zu machen, gebrauchten die Wissenden gern das Gleichnis mit dem Elefanten der sich
in stockfinsterer Nacht dicht neben einem Ameisenhaufen niedergelassen hat. Um nachzusehen was da ihre Ruhe so beängstigend stört, kamen einige kluge Ameisen herbei um den Koloss zu untersuchen.
Allerdings konnten sie sich nicht über sein Aussehen einigen. Die Ameise die an einem seiner Füße forschte rief: so sieht er aus, die am Schwanz: nein so, die am Rüssel: das kann nicht sein, so wie
ich es beschreibe, so ist es richtig.
Wieder eine andere, die in sein Ohr kroch rief: alles was ihr da sagt stimmt nicht, denn er ist innen hohl. Auch jene, die einen der mächtigen Stoßzähne untersuchte, konnte sich mit ihrer Meinung
nicht durchsetzen. So stritten sie bis die Sonne am Morgenhimmel aufging und mit ihrem hellen Licht die ganze Pracht des Elefanten sichtbar machte. Nun brauchten sie sich nicht mehr streiten, denn
jeder konnte ja sehen was sie da im Dunklen begutachtet hatten. So ist es mit allem was im Dunklen liegt. Erst die Wahrheit vertreibt mit ihrem erhellenden Licht die Finsternis, die Unwissenheit, die
durch die Tätigkeit der Sinne bedingt ist.
Die sieben Opferpriester
Nach den Lehren der alten Meister aller Nationen gibt es im Menschen sieben Sinne, die sieben Bewusstseinszuständen vorstehen. Der Brahmana
sagt, indem er über sie spricht: „Die Nase, das Auge, die Zunge, die Haut, das Ohr, Verstand und Intelligenz sind die sieben Opferpriester, welche getrennt aufgestellt sind, die, obwohl in einem sehr
kleinen Raume wohnend, doch einander nicht wahrnehmen. Auf diesen Sinnenebenen keiner, außer dem Verstand. Denn der Verstand sagt: „Die Nase riecht nicht ohne mich, das Auge nimmt keine Farbe wahr
ohne mich, u .s. w. Ich bin der ewige Führer unter allen Sinnen. Ohne mich scheinen die Sinne niemals. Ohne mich verfehlen alle Wesen Qualitäten oder Objekte wahrzunehmen, selbst wenn die Sinne in
Tätigkeit sind“.
Abbildung 78
„Menora, der siebenarmige Leuchter“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
In dieses Bilderrätsel hat der geistige Urheber sein Wissen über Ursache und Werdegang von Weltsein und Leben eingearbeitet. Dabei hat er die sieben Sinne mit Leuchten oder Lampen verglichen. In den Lampen entsteht durch Feuer Licht das die Dunkelheit erhellt. In den Sinnen durch die Schaukraft Erkennen damit uns ein Licht aufgeht. Der zweibeinige Schrein symbolisiert die Sechssinnenmaschine, den menschlichen Körper mit den Sinnesorganen. Der siebenarmige Leuchter den feinstofflichen Erkenntnisapparat.
Abbildung 79
„Plejaden - sieben Leuchtende“
Quelle: Privates Bildarchiv
Urheber: Vermutlich Nasa
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Die Plejaden, besser bekannt unter dem deutschen Namen „Siebengestirn“, sind ein offener Sternenhaufen mit der Bezeichnung M45. Er ist 380 Lichtjahre von der Erde entfernt und umfasst etwa zwölfhundert Sterne. Als Teil unserer Milchstraße ist er von Mitte September bis Ende April am nördlichen Sternhimmel zu sehen. Aufgrund ihrer Helligkeit sind sechs von den Lichtpunkten recht gut von den anderen zu unterscheiden. Dennoch wurden in vielen alten Kulturen sieben Sterne unter dem Begriff Plejaden zusammengefasst. Für die Symbolik brauchte man eben sieben Leuchten am Himmel. Ihre Namen sind: „Maia, Asterope, Taygeta, Celaeno, Electra, Merope und Alcyone“.
Abbildung 80
„ Brieftauben – Nachrichtenüberbringer“
Quelle: Privates Bildarchiv
Urheber: Nicht bekannt
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Das Wort Plejaden leitet sich vom griechi-schen Wort „peleiades“ ab, was Tauben bedeutet. Schon in sehr früher Zeit wurde das den Tauben angeborene Heimfindeverhalten genutzt, um von weit entfernten Gegenden Nachrichten zu erhalten. Der Erste der diese Eigenschaft für diesen Zweck nutzte war wohl Noah. weiterlesen
Abbildung 81
„Plejaden – die sieben Schwestern“
Quelle: Metropolitan Museum of Art, New York
Urheber: Elihu Vedder, 1885
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Die Plejaden sind ein auffälliger Fleck am Himmel. In fast allen Kulturen galten sie als besondere Sterne. Ihre Darstellung als Siebengottheit findet sich bei den Sumerern, Assyrern, Chinesen, Ägyptern Indern und vielen anderen. Um diese Sterne rankten sich reichlich Mythen und Geschichten. Darin sind sie Siebengestirn, sieben Göttinnen, Mütter der ... weiterlesen
Die Sinne werden von den Weisen Opferpriester genannt, weil sie für das große Werk, der Befreiung des Selbstes, geopfert werden müssen. Sie greifen nach den Sinnendingen und erzeugen im Bewusstsein Lustbegehren das in alle Bereiche schweift und Stillung sucht. Das Denken wandert in alle Richtungen und die Ichkraft verfestigt sich in Eigenwille. Dieser Zustand ist für das Erreichen des höchsten Zieles hinderlich. Damit die zentralen Kräfte ungehindert auf das Werk gelenkt werden können, muss man sie erst entsprechend ordnen. Der Vorgang des Ordnens ist eine Durchformung und Straffung der Inneren Welt. Er wurde vom indoarischen Menschen als Anjochung, Zügelung, bezeichnet. Das geschieht durch zielgerichtetes Denken und Askese.
Um ihren Schülern das Zusammenspiel der zu zügelnden Sinne deutlich zu machen,
verglichen die Meister den lebenden Körper gern mit einem Renn- oder Kriegswagen der von feurigen Pferden gezogen wird. Damit das Gefährt zielsicher fährt, müssen sie gezügelt werden. So heißt es
z.B. in der Kathaka - Up.: „Das Selbst, so wisse, ist der Wagenfahrer, der Körper aber ist der Wagen. Wagenlenker ist Buddhi, das Gemüt, Manas, der Verstand, ist der Zügel. Die Sinne werden die Rosse
genannt, die Sinnendinge sind ihnen die Wegziele“.
Für die Wissenden ist die innere Welt des Menschen ein Kosmos, in dem das Selbst als erhabene und höchste Realität wohnt und lenkt. Es ist mit den Sinnen und dem Verstand verjocht. Dieses Selbst
nannten die indischen Weisen Purusa. Sie sagten, dieser Gott im leiblichen Menschen ist von den Weltstoffen so verschieden wie der Fisch vom Wasser, wobei das Wasser für das Trägermedium und die
Fische für die darin ablaufenden Bewegungen oder Schwingungen steht. Er ist mit dem Urpurusa, Groß- oder Allgott, der das ganze All erfüllt, wesenseins. Das Ziel des Adepten ist es nun, sich mit
diesem über allem Werden in unerschütterlicher Ruhe wesenden Absoluten „Einen“ zu einen.
Die Meister sagen: „Das ist Wissen, das Erlösung. Die anderen Gemüter aber sind von Knoten überstreut. (Wie ein Datenträger mit Bits) Wenn man durch „Samadhi“, die Einfaltung, den Geist von allem
Schmutz gewaschen hat und in das Selbst sich einsenkt, die Seligkeit, die einer dann erlangt, die malen keine Lieder aus, das muss man selbst in eigener Erfahrung fassen. Im Wasser gibt es für den
kein Wasser mehr, kein Feuer mehr im Feuer, im Himmelsraum keinen Raum, wenn so die innere Welt im Inneren ganz vergangen, dann wird Purusa, der Mensch, endlich befreit. Denn das Denkorgan ist die
Ursache der Bindung und der Erlösung. Hängt es an der Erscheinungswelt, ist es gebunden, befreit davon ist es erlöst.
Hoch erhaben nennt man die Sinne. Höher als die Sinne ist der Verstand. Über dem Verstande steht das Gemüt. Der aber höher ist als das Gemüt, das ist Er, der Purusa. Er ist der stille Lenker und
Lichtgeber der inneren Welt. Wenn du zu ihm erwacht bist und dein Selbst mit deinem Selbste gefestigt hast, kannst du den Feind besiegen, der schwer zu berennen ist, die Welt der Begierden. Wenn
einer seine innere Welt gezügelt hat und im Selbste steht, wenn er ganz befreit ist von dem Verlangen nach den Gegenständen der Begierden, dann wird er ein Gezügelter genannt“.
In Buddhiyoga wird der Suchende darum ermuntert: „O Schätzeerbeuter, nimm in der Buddhi, dem schauenden Erkennen, deine Zuflucht. Jämmerlinge sind die Nützlichkeitskrämer. Wer den Hang nach Nutzen
überwunden hat, wer befreit ist, wessen Herz in der Erkenntnis ruht, wer sich diesem Opfer widmet, des Karman löst sich völlig auf“.
Karman, der „Göttliche Müller
Karman bedeutet zunächst einfach Tat, Werk, dann aber auch das Werkgesetz. Es besagt, dass jede Handlung Teil einer Ursachenkette ist, in der
die Wirkung einer Ursache wiederum die Ursache von künftigem Geschehen in sich trägt. Durch dieses ethisch-kosmische Gesetz wird der handelnde Mensch von Zustand zu Zustand, von Tat zu Tat, von
Geburt zu Geburt, von Existenz zu Existenz getrieben. Es ist unerbittlich und der Mensch bestimmt sein Geschick durch sein Wirken selbst. Der Tod ändert daran nichts, denn in seiner Seele sind die
Wirkungen seines Tuns eingeprägt. In jeder neuen Geburt werden diese Bewirker rege und gestalten sein Dasein und Handeln mit. So hat das Werk Folgen unendlicher Tiefe und Dauer.
Es ist solange die Ursache der Bindung des Purusa an den Samsara, den Kreislauf der Wiedergeburten, bis die innere Welt radikal gereinigt ist. Dann herrscht ewiger Frieden. Die Urnatur wird von sich
aus dann nicht mehr nach neuem Dasein drängen. Den Zustand indem sich das „Selbst“ oder Selbstexistierende dann befindet, könnte man in etwa mit einem entprogrammierten Datenträger vergleichen, der
in diesem Zustand keine Prozesse mehr auslösen oder steuern kann. Erst mit einem neuen Programm ist das wieder möglich. Weil es im Absoluten keine Ursachen gibt, die den Purusa erneut programmieren
könnten, ist er für immer von der Welt erlöst. Solange er aber mit der Welt verjocht ist, ist er dem Gesetz von Ursache und Wirkung hilflos ausgeliefert.
Nach dem Motto „Auge um Auge Zahn um Zahn“ rächt sich ihm jede gute oder böse Tat auf Erden und der Volksmund sagt mit Recht: „Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich fein“. Leider ist der
Göttliche Müller taub, blind und ohne jedes Gefühl. Er malt was man ihm bringt. Übergibt man ihm gutes Getreide, bekommt man von ihm auch gutes Mehl. Ist das Korn schlecht, weil man seinen Acker
bestellte ohne das Unkraut zu jäten, erhält man entsprechend schlechtes. Freilich handelt es sich bei diesem Müller um kein Wesen, sondern um das eherne Gesetz das dafür sorgt, dass ein jeder bekommt
was ihm zusteht. In der Götterwelt Altägyptens ist der hundsköpfige Gott Anubis das Symbol für dieses ordnende Gesetz. Anubis wacht darüber, dass niemandem Unrecht geschieht.
Abbildung 82
„Anubis, der Herzenswäger“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Das Wort Anubis bedeutet Hund. Er ist der Vorsteher des Geheimen. Seine Aufgabe ist Wachen, Trennen und Suchen. Auf diesem altägyptischen Rebus über-prüft er das Herz des Verstorbenen. Es ist das Symbol für den empfindenden Wahrnehmer, den „Erkennenden Geist“. Er ist der Erleber im Kreislauf seiner Wiedergeburten der die materiellen Körper anzieht und wieder ablegt wie ein Schauspieler die Kleider weiterlesen.
Abbildung 83
„Anubis, der göttliche Müller“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Als Beherrscher des Totenreiches prüft Anubis die Seele des Verblichenen und richtet ihn. Auf diesem Rebus öffnet er ihm den Mund. Das bedeutet, er bringt ihn zum Reden damit er ihn seinem Charakter gemäß in Aanru einordnen kann. Aanru ist das „Land vor der Wiedergeburt“. Ein schwingendes Feld im Ether. Es wird von einer eisernen Einfriedung umgeben und - ähnlich wie die zwölf Tierkreiszeichen - in vierzehn Zonen oder Abteilungen unterteilt. weiterlesen
Die Straße des Lebens führt in zwei Richtungen
Auf der Straße des Lebens kann man sich also in zwei Richtungen bewegen die zu zwei verschiedenen Zielen führen. In der einen Richtung ist
diese Straße breit und ausgetreten weil sie vom großen Heer der Abenteurer bevölkert wird. Sie führt sie immer tiefer in die Welt hinein und damit ins Verderben. Die andere aber ist ein steiler
Gebirgspfad, den nur wenige benutzen, und der sich auf dem schwer erklimmbaren Gipfel des höchsten Bewusstseins im „Merkmallosen“ verliert. Auf dieser höchsten Stufe gibt es für den Purusa keinen
Gegenstand der Schau oder der Erkenntnis mehr, sondern er istet nur noch und erlebt sich als Istenden. Für ihn gibt es dort keine Vergangenheit (war) und keine Zukunft, (wird sein) sondern nur noch
zeitlose Gegenwart (ist).
Der Yoga
Will der Adept die höchste Stufe erklimmen und sich endgültig von der trügerischen Welt lösen um sich mit dem Absoluten zu einen, muss er
„Sankhara“, die Sinnentätigkeiten, die Gemütstätigkeiten, die Prozesse des seelischen Getriebes, durch den achtfachen Pfad des klassischen Yoga aufheben. Wie das zu verstehen ist, wird in den
Yoga-Merksprüche des Patanjali so erklärt: „Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen der inneren Welt. Dann tritt der Seher, der Purusa, in seiner selbsteigenen Wesensform heraus. Sonst ist er in
einem Zustand, der den Bewegungen der seelischen Welt konform ist.“
Der Yoga stammen aus dunklen Epochen der Vorzeit und ist ein Mittel zur Gotterkenntnis. Als ausgebildetes System ist er eine charakteristische Schöpfung des indischen
Menschen, der wie kein anderer Menschentyp die Einkehr in die innere Welt und deren kernwesenhaftes Zentrum erstrebt und geübt hat. Das Wort ist von der Sanskritwurzel „yuj“, zügeln, lateinisch
jugum, deutsch anjochen, anspannen, abgeleitet und bedeutet Anjochung, Zügelung durch konzentriertes, hingebendes Sinnen. Sein Ziel ist die Bewältigung oder Aufhebung der Bewusstseinsbewegungen. Die
daraus auf der höchsten Yoga-Stufe entspringende Erkenntnis ist nach dem „patanjalayogasutram“ siebenfältig:
1. Das zu Beseitigende ist völlig erkannt; es ist nicht nötig, es aufs neue zu erkennen.
2. Die Ursachen des zu Beseitigenden sind vernichtet; es braucht keine neue Vernichtung ....mehr
3. Die Beseitigung ist durch die Einfaltung klar zum Bewusstsein gebracht.
4. Das Mittel der Aufhebung, das in der Unterschiedsschau besteht, ist realisiert.
5. Das Geistorgan hat damit seine Aufgabe vollendet.
6. Die Gunas strömen zurück in den Urgrund des Seins.
7. Der Purusa ist von der Verjochung mit den Weltstoffen frei, stellt sich dar als Licht in seiner eigensten Form, makellos und heil.
Diesen Zustand kann der Yogi über acht Stufen erreichen:
1. Yama, - die sittliche Zucht mit Beziehung auf die Umwelt,
2. Niyama, - die persönliche individuelle Zucht,
3. Asana, - die Sitzart,
4. Pranayama, - die Atemzügelung,
5. Pratyahara, - die Zurückziehung der Sinne von der Außenwelt,
6. Dharana, - die Konzentration,
7. Dhyana, - die Meditation,
8. Samadhi, - die Einfaltung.
Nach dem Buddha führt der Weg für einen Mönch ebenfalls über acht Stufen zu Nirwana:
1. Rechte Einsicht,
2. rechter Entschluss,
3. rechte Rede,
4. rechtes Tun,
5. rechte Lebensführung,
6. rechte Anstrengung,
7. rechte Verinnerlichung,
8. rechte Vereinigung.
Der wahre Stein der Weisen
Das Ziel ist erreicht, wenn die Welt, einschließlich sämtlicher Bestandteile seiner Persönlichkeit, für ihn erlischt. Dann erwacht er aus dem langen, während der aktiven Sinnentätigkeiten geträumten Lebenstraum, in dem er sich zur Welt gehörig wähnte und besinnt sich darauf, dass der ihm allein angemessene Zustand das Aufhören aller Sinnentätigkeiten und damit der ewige Friede ist. Der Meister Shankara sagt dazu:
„Dieser Zustand tritt ein, wenn der Schüler, nachdem er dieses höchste Bewusstsein, die unbedingte Wonne, deren Natur Wahrheit ist, die ohne Form und Tätigkeit ist, erlangt hat, diesen Trugkörper aufgibt der vom Atma angenommen worden ist, wie ein Gewand das ein Schauspieler angezogen hat aber wieder ablegt. Wenn alle Willensstrebungen völlig zur Ruhe gekommen sind und sich ein Sein einstellt, das unbeweglich ist wie ein Fels, (Stein der Weisen) wenn Schlafen und Wachen sind verschwunden, das ist der Zustand ureigener Form des Purusa“.
Purusa, der Mensch, ist in der Yogaphraseologie ein Kernbegriff. Altindische Denker sagten von ihm: „Er ist nur Zuschauer, Beschauer, Augenzeuge und am Weltgeschehen unbeteiligt. Ihm wohnt die Kraft die wahrnimmt nur inne wie einem Datenträger ein Programm. Er ist der ewige Gott, dem Wissen und Nichtwissen untersteht. Der jedem Mutterschoß als Einziger vorsteht, aus denen alle Formen und Entstehungen hervorgehen.
Geisten ist seine einzige Tätigkeit. Individualisiert, von sonnengleicher Gestalt, mit
Willen und Ichkraft angetan, beseelt er alle Wesen. Er ist Atman, das Selbst oder Selbstexistierende, das keine Ursache hat. Der durch sich selbst existierende Herr, aus dem und durch den alle Dinge
sind. In seinem selbsteigenen Wesen besitzt er keine Merkmale und steht über allem Geschehen in Zeit und Raum. Als, Ewiges, Geistkräftiges, Unalterndes, Totloses, Unvergängliches, Absolutes erfüllt
er das All“.
Das Absolute – eine absolute Singularität
Das Absolutsein ist für uns verborgen. Es handelt sich dabei um eine absolute Singularität über die in Ermangelung von Erkennbarem keine
Aussagen möglich sind. Hier verhält es sich so wie beim Punkt, der zwar überall ist, aber dennoch niemals gefunden wird. Es ist daher unmöglich, sich von dieser Seinsweise ein Bildnis oder Gleichnis
zu machen. Sie ist weder mit den Sinnen, noch mit dem Verstand erfassbar, aber für den erkennenden Geist, dem „Menschen an sich“, erfahrbar, wenn er sich auf der höchsten Bewusstseinsstufe, auf der
Wissen und Wahrheit identisch sind, mit ihr eint. Es ist das Endziel einer jeden wahren Religion, denn das Wort Religion leitet sich vom lateinischen „re-ligare“ ab und bedeutet „wieder
vereinigen“.
Die Symbole für das Absolute sind in den überlieferten Texten die Null und das Gold. Beiden ist gemeinsam, dass sie ohne eigenes Zutun alles erzeugen. Geht die Null, die ja keinen eigenen Wert
besitzt, in Verbindung mit der EINS von links nach rechts, vergrößert sie, geht sie von rechts nach links, verkleinert sie, ohne selbst etwas zu tun. Das Gleiche gilt für das Gold. Alle Menschen
streben danach und erschaffen oder vernichten aus diesem Grunde alles. So wie die Null und das Gold am eigentlichen Geschehen nicht beteiligt sind, so ist das Absolute am Weltwerden und Vergehen
ebenfalls unbeteiligt. Bei diesem Vorgang entsteht darin nichts Neues, sondern Vorhandenes vergrößert oder verkleinert sich nur.
Das Absolute als das „Eine“, für das es kein Außerhalb und daher kein Zweites gibt, ist davon nicht betroffen und bleibt als Einheit immer dasselbe. Hier ist es wie bei einem Stück weißem Papier. Man
kann es beschreiben oder auch nicht, es bleibt das, was es immer war, ein Stück Papier. Man kann es knicken so oft man will, wird es entfaltet, entsteht dadurch nichts Neues, sondern es kommt nur das
wieder zum Vorschein, was vorher eingefaltet war.
Lotos, Vishnu, Brahma, Shiva
Wie das zu verstehen ist, zeigten die Meister ihren Schülern gern am Lotos. Er ist ein sehr altes und beliebtes Symbol für den Kosmos und den
Menschen.
Abbildung 84
„Lotos - Symbol für Weltall und Mensch“
Quelle: Privates Bildarchiv
Links: Buddhistische Votivstele, Prov. Honan, China
Rechts: Ammon-Re-Tempel, Karnak, Theben
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Der Lotos spielte in Religion, Kultur und Kunst Ägyptens, Indiens und Ostasiens eine bedeutende Rolle weil seine äußere Gestalt, wie das werdende Weltall und der werdende Mensch, die Form des in ihm selbst befindlichen Vorbildes annimmt. Er gehört zur Gattung der Seerosengewächse deren Blumenkrone sich am Morgen über dem Wasser entfaltet auf dem sie nachts geschlossen lag. weiterlesen
Warum die Weisen gerade den Lotos als Symbol für die Welt wählten ist die Tatsache, dass der Lotussamen ein vollkommenes Kleinbild der zukünftigen Pflanze einschließt. Das versinnbildlicht, dass die geistigen Vorbilder aller Dinge in der unkörperlichen Welt existieren, bevor sie als Welt ins Dasein treten. Wir würden heute sagen, die Ursachen für die spätere Welt existieren schon als Programm in der Weltennacht und entfalten sich nur durch Energiezufuhr. Darum zeigen alte Darstellungen wie Brahma, das werdende Weltall, aus einer Lotosblume geboren wird, die dem Nabel des Vishnu entsprang.
Abbildung 85
„Vishnu – das Bleibende im Strom von Werden und Vergehen“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Vishnu versinnbildlicht den grenzenlosen Raum. Eine absolute Realität die dem bedingten Sein vorangeht. Sie ist eine allgegenwärtige, grenzenlose „Seinheit“ mit zwei Aspekten: Absoluter Raum und absoluter Bewegung. Die räumliche Unendlichkeit wird hier als kosmischer Mensch dargestellt und die kosmische Bewegung durch Ananta, „die große siebenköpfige Schlange“. weiterlesen
Abbildung 86
„Brahma – personifizierte Ursache der Welt“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Brahma, der Superpulsar der Weltschöpfung, ist die erste Gestalt des Merkmallosen. Als erster der hinduistischen Götter bildet er mit Vishnu und Shiva eine Trinität. Sie sind Symbole für die mächtigsten Energien im Kosmos. Auf dem nebenstehenden Bilderrätsel ist Brahma in meditierender Haltung abgebildet. Er hat vier Gesichter und trägt drei Kronen. In seinen vier Händen hält er jeweils einen Rührlöffel, ein Schriftstück, einen Kranz mit Zeitperlen und einen Krug. Um seinen Hals hat der Künstler eine Kette aus Lotosblumen gelegt aus denen kleine Flammen hervorsprießen. weiterlesen
Das Sanskritwort Brahma ist von der Wurzel „bri“ , wachsen oder sich ausdehnen, abgeleitet. Brahma ist das personifizierte, expandierende Weltall. Er breitet sich im Raum aus, wie der Embryo im Mutterschoß, oder das Küken in einem Ei. In den Allegorien der Puranen wird Brahma als kollektive, schöpferische Kraft des Weltalls beschrieben. Dort heißt es: „Beim Anbeginn der Zyklen, im Besitz des Verlangens und der Macht zu schaffen und getrieben von den Kräften dessen, was geschaffen werden soll, lässt er immer wieder beim Beginn eines Kalpa (Zeitalter oder Daseinszyklus) eine ähnliche Schöpfung emporsprießen. Dabei erschafft er nichts Neues, sondern zeigt bloß verschiedene Aspekte seiner selbst.“ Nach einer der ältesten indischen Schriften, dem Vishnu Purana, wird gesagt, dass er zum Zwecke der Schöpfung vier Körper annimmt, die mit drei Eigenschaften bekleidet sind. Diese Körper sind:
Die überlieferten Texten nennen das Werden und Vergehen der Welt „die Tage und Nächte des Brahma“. Sie werden mit unserem 24Stundentag verglichen und daher in Morgen, Tag, Abend und Nacht aufgeteilt. Brahmas Tage sind seine tätigen Perioden und seine Nächte, Zeiten verhältnismäßiger Ruhe. Diese Perioden, die sich in regelmäßiger Folge abwechseln, heißen kleine Kalpas. In diesen Zyklen ist er entweder schlafend oder wach. Weil dieser Superpulsar ebenfalls eine gedämpfte Schwingung ist, geht auch ihm irgendwann die Puste aus und erstirbt.
Er lebt ein Mahakalpa, eine Großweltepoche. Maha bedeutet groß und Kalpa = Zeitalter. Dieses Groß - Zeitalter umfasst 100 Jahre des Brahma = 311.040.000.000.000 Jahre. 1 Jahr des Brahma besteht aus 360 Tagen und 360 Nächten nach dem Mondjahr gerechnet. 1 Tag des Brahma sind 4.320.000.000 Jahre der Sterblichen. Das alles findet in einem noch größeren System statt, das durch das Werden und Vergehen eines „All- oder Großgottes“ entsteht. Ihm ist ein Mahakalpa nur wie ein Augenzwinkern. In diesem Hyper – Brahma pulsieren Millionen Welten.
Abbildung 87
„Shiva – der Entraffer“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
In der langen indischen Religionsgeschichte gab es immer drei Götter die eine Trimurti bildeten. Sie sind Symbole für drei Stadien die der Superpulsar zwischen Weltwerden und –vergehen durchläuft. Weil die Welt von einem pulsierenden Feld ins Dasein gehoben wird, geht es dabei um Schwingungsträger und Schwingungsenergie. Das Symbol für den Schwingungsträger, die Wasser des Raumes, ist hier Vishnu. weiterlesen
Vishnu, als merkmallose Absolutheit der selbstbestehende Herr, ist ein alter
arischer Gott der „frei ist von Anfang und Ende, und doch wieder erfüllt ist vom Nichtewigen“. Er versinnbildlicht den grenzenlosen Raum und damit auch seine vier Attribute und drei Eigenschaften.
Alle Sieben sind ja untrennbar miteinander verknüpft. Darum wird das Weltall im Rig Veda in sieben Regionen geteilt. Das Sanskritwort Vishnu wird mit „Durchdringer“ übersetzt. Es ist von der
Wurzel „vish“ abgeleitet das zweierlei bedeutet: „Durchdringen“ und „in die Natur der Wesenheit eintreten“. Vishnu ist „Der nach innen und außen sich Breitende, der feiner als das Allerfeinste, der
größer als das Allergrößte,… der All – Herr, der All –Gestaltige, der All – Beweger, der All – Hüter, der All – Vernichter.“
Weil er auch die Urwasser als Schwingungsträger symbolisiert, lassen ihn die Wissenden sagen: „Ich nannte den Namen des Wassers Nara in alten Zeiten und werde daher Narayana genannt, denn Nara, das
Wasser, war immer der Aufenthalt, in dem ich mich bewegte.“ Als Beweger und Bewegtes ist er beim Weltwerden Brahma, der Schöpfer. Ein Vers in der Bhagavad Gita sagt daher: „o du Ewiger! Ich sehe
Brahma, den Schöpfer, thronend in dir auf einem Lotus!“ Beim Vergehen der Welt ist er „Shiva“, der Zerstörer. Wenn keine Welt mehr ist, ruht er auf „Ananta - Shesha“, der großen tausendköpfigen
Schlange. Dann ist das Weltall in seinen Schoß zurückgekehrt und, untergetaucht in den „Wassern des Raumes“, wartet es als Weltenkeim auf eine neue Schöpfung.
Abbildung 88
„Vishnu - Brahma – Shiva“
Quelle: Privates Bildarchiv
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Die drei Gestalten Vishnu, Brahma und Shiva sind jeweils Teile einer untrennbaren „Trimurti“.
Vishnu, die ewige Grundlage, symbolisiert den grenzenlosem Raum. Ein Schwingungsträger der weder Anfang noch Ende hat. Brahma ist ein pulsierendes Feld in diesen „Wassern des Raumes“. Ein Superpulsar mit ungeheuren Ausmaßen und einem unvorstellbaren Energiepotential. Schwingt er von innen nach außen, entfaltet er die Weltenkeime zu erneutem Weltsein und Leben. Dies geschieht sinnbildlich durch Wässern der Weltenkeime. Darum wird er „Schöpfer“ genannt. Läuft die Pulsschwingung von außen nach innen, faltet er die Programme wieder ein. Weil die Welt dann in einem gewaltigen Weltenbrand zugrunde geht, heißt er in dieser Phase„Shiva“.
Abbildung 89
„Shesha – die tausendköpfige Wasserschlange“
„Venus Aphrodite – Sinnbild des Begehrens“
Quelle Shesha: Privates Bildarchiv
Urheber „Venus“: S. Botticelli, 1478, Florenz
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Shesha, die tausendköpfige Wasserschlange symbolisiert die unverursachte ewige Schwingung in den Wassern des Raumes. Der Name bedeutet: „Der unendliche Zyklus der Zeit“. Es ist das Symbol für die unendliche Bewegung im Raum die den Weltenkeim enthält und periodisch die Blüte dieses Keimes, das geoffenbarte Weltall, ausstößt. Wenn Ananta, die große siebenköpfige Schlange während der Weltennacht untätig ruht, wird sie Shesha genannt. weiterlesen
Arche Noah
In der Symbolik der Bibel wird er dann zum „Arche Noah“, dem frühzeitlichen „Mann der Ruhe“ der ja ebenfalls alle Lebenskeime der alten Welt
hinüberrettet in die neue, weil er sie vor der vernichtenden großen Flut alle in sich aufgenommen hat. Das Wort Noah stammt aus dem hebräischen Wortschatz und heißt übersetzt „Mann der Ruhe“.
Archaisch kommt aus dem Griechischen und bedeutet „frühzeitlich“. Weil der Mann für die Alten symbolisch u. a. auch ein Keimträger war - er trägt ja die Samen oder Keime zu neuem menschlichen Leben
in sich - heißt Arche Noah auf deutsch: „Der in latenter Ruhe verharrende Weltenkeimträger der Frühzeit“.
Das es sich dabei um keinen Kasten aus Tannenholz gehandelt haben kann, der dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen weit und dreißig Ellen hoch gewesen ist, sieht man
sofort ein, wenn man sich die unbeschreiblichen Zustände ausmalt die darin geherrscht haben müssen wenn er tatsächlich von jeder Tierart ein Pärchen hätte aufnehmen können. Hinter der Arche Noah der
Bibel verbirgt sich daher als physikalische Realität die so genannte Weltennacht.
Jene schwer zu beschreibende Seinsweise der ewigen Grundlage in der sie zwischen den Schwingungen der alten und denen der neuen Welt in der ihr eigentümlichen Ruhelage als Keimträger verharrt. Wenn der Pulsschlag der alten Welt verklungen ist und der der neuen noch nicht begonnen hat, nach außen zu schwingen, um die Weltenkeime erneut zu entrollen, ist die Welt in der großen Flut, der „Sintflut“, versunken. Dann herrscht der feine immaterielle Grundstoff vor, aus dem alle Welten bestehen und der, alle Räume füllend, alles durchdringt.
Abbildung 90
„Arche Noah – Mann der Urruhe“
Quelle der Vorlagen: Privates Bildarchiv
Urheber: Nicht benannt
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Beim Anblick der kleinen Arche wurden sicher nicht nur die armen Saurier immer trauriger. Wo sollen sie denn mit den vielen anderen Tieren in dem winzigen Holzkasten Platz und Nahrung finden? Noch dazu über einen so langen Zeitraum? Immerhin dauerte Noahs Odyssee nach dem Bericht der Bibel ein Kalenderjahr und zehn Tage. Die Widersprüche sind hier so offensichtlich und gravierend, dass es sich in Bezug auf den Inhalt der Erzählungen nur um Parabeln handeln kann. Um physikalische Sachverhalte, die durch die Übertragung in einen anderen Vorstellungsbereich eher begreifbar werden. Hinter der Arche Noah der Bibel verbergen sich daher als physikalische Realität die keimträchtigen Wasser des Raumes in der Weltennacht.
Für alle Weisen war dieser Urstoff die Grundlage der Welt. Für die indischen Meister war
er „Alaya“, die Personifikation der Leere, oder „Anima Mundi“, der Raum. Der abendländischen, die Quintessens, die Matrix, die prima Materia, dem sie viele Namen gaben um Uneingeweihte zu verwirren,
denn auch in der okkulten Philosophie waren die Meister darauf bedacht, dass kein Außenstehender hinter ihre Geheimnisse kam. Das galt ganz besonders für die Kabbalisten.
So schrieb z. B. der Kleriker Johannes Tritheim (1462 – 1516), der Abt des Benediktinerklosters in Sponheim war und Kaiser Maximilian in politischen Fragen beriet, dem Gelehrten Agrippa von
Nettesheim (1486—1535): „Ich möchte dir nur noch eine Ermahnung geben. Vergiss das nie: sprich zum gemeinen Volk nur von gewöhnlichen Dingen; die Geheimnisse höherer Ordnung aber bewahre für deine
Freunde. Gib dem Ochsen Heu und dem Papagei Zucker. Verstehe, was ich meine, damit du nicht unter die Füße des Ochsen gerätst, wie es so oft vorkommt.“
Abbildung 91
„Johannes Tritheim, 1462-1516“
Kupferstich, 18. Jh. Jollivet-Castelot, Paris, 1900
„Agrippa von Nettesheim, 1486-1535 “
Kupferstich nach J. Scheible, Stuttgart, 1847
Bildbearbeitung und Text: O. Jung, 2018
Der Alchimist Johannes Tritheim machte während seines Studiums die Bekanntschaft eines geheimnisvollen Lehrers. Dieser führte ihn in die okkulte Wissenschaft ein. Mit Zweiundzwanzig wurde er Abt des Benediktinerklosters in Sponheim. Er lehrte die Mönche viele Künste und schrieb über Magie und kirchliche Fragen. weiterlesen
Abbildung 92
„Kabbala Denudata“
Quelle: Aus Kabbala Denudata, Sulzbach, 1677
Autor: Knorr von Rosenroth
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Die Kabbala ist ein verschlüsseltes mystisches System, durch das der aufrecht Suchende Gott und die geschaffene Welt erkennen kann. Die Würdigen, denen die Geheimnisse geoffenbart wurden, hießen
Mekkubalim. Die Kabbala Denudata, die „Enthüllte Kabbala“ wurde von Knorr von Rosenroth (1636 bis 1689) mit Hilfe eines jüdischen Rabbis zusammengestellt. Er geht darin von der Existenz eines
einzigen Gottes mit zwei Seinsweisen aus. Einer merkmallosen unerkennbaren und einer ... weiterlesen
Abbildung 93
„Der Sephirotische Baum“
Quelle: Porta Lucis, Augsburg, 1516
Autor: Paulus Ricius
Bildbearbeitung und Text,
Urheber: O. Jung
Um dem Leser eine allgemeine Vorstellung von der theoretischen Kabbala in Bezug auf die Sephiroth zu vermitteln schreibt Juda Halevi der etwa von 1038 bis 1140 lebte u. a. folgendes: Dieses Buch lehrt uns die Existenz des Einen Gottes, indem es uns zeigt, dass inmitten von Mannigfaltigkeit und Vielheit Harmonie und Einheit bestehen, die nur von dem Einen Zusammenfasser herrühren ... weiterlesen
Abbildung 94
„Die zehn Sephiroth – Der Baum des Lebens“
Urheber: O. Jung, 2018
Bildbearbeitung und Text: O. Jung
Die zehn göttlichen Emanationen werden durch die Zahlen 1 bis 10 versinnbildlicht. Für sie gibt es weder in Vergangen, Gegenwart und Zukunft, noch im Guten oder Bösen ein Ende. Jede Zahl repräsentiert eine spezielle Eigenschaft die für ihren spezifischen Charakter verantwortlich ist. Als eine untrennbare Einheit stellen sie die wesentliche Form alles Seienden dar. Im Hebr. heißen sie Sephiroth, von saphar = zählen. Die grich. Ableitung „Saphira = Sphäre, Kugel“ weist auf ihre physikalische Form hin. Im Symbol „Der sephirotische Baum“ sind sie zusammengefasst. Damit das Geheimnis verborgen bleibt, haben die weiterlesen
Zu seiner Zeit war das sicherlich ein guter Rat. Wer damals öffentlich Ansichten vertrat, die den
Herrschenden missfielen, endete schnell am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen. Das ist sicher einer der Gründe dafür, warum die Wissenden die Uneingeweihten aus ihrem Kreis ausschlossen. Dennoch war
die geheime Weisheit die immer fließende Quelle, aus der alle die kleinen Ströme - die Religionen aller Nationen - gespeist wurden.
Weil bei den Alchimisten der edelste aller Körper, das Gold, das Absolute symbolisierte, ist in vielen Namen die sie dem Grundstoff gaben, das Wort Gold enthalten. So nannten sie es z. B. „Goldenes
Ei, Goldener Schoß, Goldene Blüte, Goldener Lotus“ usw. Allen ist gemeinsam, dass sie die Keime zu neuem Werden bereits enthalten. Damit soll ebenfalls ausgesagt werden, dass sich schon in der
Weltennacht das Programm für die neue Welt im Schoß der ewigen Grundlage befindet.
In ihrer Gold- und Machtgier haben die Pseudoalchimisten, die „Sudelköche“, wie sie von
den echten Philosophen genannt wurden, nicht bemerkt, dass das Quecksilber welches bei der Umwandlung eine so große Rolle spielt, das Symbol für Aktivität oder Bewegung ist. Wir sagen ja heute noch,
jemand habe Quecksilber in seinen vier Buchstaben, wenn er nicht stillsitzen kann. Das Gold dagegen symbolisiert das makellos Reine, das Unvergängliche, das Kostbarste, das Erstrebenswerteste, den
Zustand des „Ewigen“.
Den Zustand, über den zwar keinerlei Aussagen möglich sind, der aber den wahren Alchimisten von seinem „Welterleiden“ erlöst und den Buddhisten vom Joch des Karman befreit, der Ursache für den
Kreislauf der Wiedergeburten. Diesen Zustand wollten die wahren Philosophen in sich herbeiführen, indem sie die Bewegungen ihrer seelischen Welt zur Ruhe brachten. In ihrer symbolhaften Sprache, das
Quecksilber fällten.
Um dieses Ziel zu erreichen, war ein bestimmtes Wissen erforderlich. Um was es sich
dabei handelt, erfahren wir in verschlüsselter Form in der Kabbala. Das Wort Kabbala ist von hebräisch Qabbala „Überlieferung“ abgeleitet und ist die Bezeichnung für die jüdische Geheimlehre und
Mystik. Ihr Hauptthema ist die mystische oder ekstatische Schau Gottes. So wie ein Verirrter nur zurückfindet wenn er weiß woher er kam, so ist auch der mystische Weg zu Gott die Umkehrung des Weges,
aus dem der Mensch aus Gott gekommen ist.
Wer die Entstehung der Welt und des Menschen kennt, ist dann auch im Besitz des Wissens, mit dem er wieder an die Quelle alles Seins zurückkehren kann. Es ist das Endziel, dass alle Eingeweihten
einzig und allein anstrebten. Das meint auch die Bibel wenn sie gebietet: „Du sollst Gott über alles lieben!“, denn lieben ist das Begehren nach Einssein mit dem Geliebten. Im Sinne des Bibelverses
muss dieses Begehren auf das Einssein mit Gott gerichtet werden. Dann tritt das ein, was auch für alle Gläubigen einer Religion der Endzweck sein sollte, - die Einung mit Gott. Religion bedeutet ja
„Zurückvereinen“ und zwar mit dem, aus dem der Mensch kam und in das er wieder zurückkehren kann, wenn er Ziel und Rückweg kennt. Daher spielt nicht nur in der Kabbala, sondern in fast allen alten
Überlieferungen die Lehre von der Weltentstehung eine so zentrale Rolle.